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Sprachsystem
Verben verfügen über die Eigenschaft, die Mitspieler des Satzes festzulegen (= Valenz) und dabei auch die formalen Eigenschaften der Ergänzungen vorzugeben. Das nennt man Rektion. Beispielsweise regiert das Verb
lesen den Akkusativ, das Verb
schenken den Dativ und Akkusativ:
Beispiel
Fridolin las ein Buch.
Fridolin schenkte Elvira ein Buch.
Verben können aber auch Präpositionen regieren:
Beispiel
Elvira wartete
auf Fridolin.
Fridolin denkt rund um die Uhr
an Elvira.
In den meisten Fällen ist uns die Rektion eines Verbs gut bekannt. Zu Zweifelsfällen kommt es insbesondere dann, wenn ein Verb selten verwendet wird und/oder veraltet ist. Das trifft auf
ergötzen sicherlich zu.
Im Duden Universalwörterbuch finden sich zu
sich ergötzen die folgenden Angaben:
Beispiel
an etw. Vergnügen haben: ich ergötzte mich an diesem Anblick.
Sprachgebrauch
Im Recherchesystem des Instituts für deutsche Sprache Mannheim finden sich immerhin 476 Treffer für
ergötzte (die Textsammlung umfasst insgesamt derzeit ca. 29 Milliarden Wortformen). Eine stichpunktartige Analyse ergibt, dass es in Verbindung mit dem Reflexivpronomen
sich tatsächlich die Präposition an regiert:
Beispiel
Ehe ein vermeintlicher Verschwörer hingerichtet wurde, lud ihn Genosse Stalin zu einem üppigen Mahl und ergötzte sich an dessen Ahnungslosigkeit. (Focus 2005)
Ohne
sich regiert
ergötzen den Akkusativ:
Beispiel
Auf der documenta 2007 ergötzte Cosima von Bonin die Besucher mit Skulpturen aus getragenen Jeans samt Unterhosen. (Focus 2010)
Ihre Idee, sich ergötzen mit dem Genitiv zu verbinden, kommt sicherlich durch die Analogie mit sich erfreuen zustande. Dazu heißt es im Duden-Universalwörterbuch:
Beispiel
⟨e. + sich⟩ (geh.) etw. [voller Freude] genießen, im glücklichen Besitz von etw. sein: der Politiker erfreut sich des Vertrauens der Wähler; sich großer Beliebtheit e. (sehr beliebt sein).
Auch bei sich erfreuen ist aber auch die Rektion von an möglich:
Beispiel
b) ⟨e. + sich⟩ bei od. über etw. Freude empfinden: ich erfreute mich an den Blumen.
Das lässt es durchaus als logisch erscheinen, auch das - sicherlich stilistisch noch stärker gehoben wirkende - Verb ergötzen mit dem Genitiv zu verbinden. Auf jeden Fall ist es eine sehr kreative Verwendung, die zumindest aus unserer Sicht nicht zu einer schlechteren Note führen sollte.
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