Die Zeitformen Perfekt und Plusquamperfekt zeigen die Vergangenheit bzw. die Vorzeitigkeit an. Sie werden mit einer finiten Form der
Hilfsverben sein und
haben und dem
Partizip II eines
Vollverbs gebildet. Im Plusquamperfekt steht das Hilfsverb im
Präteritum. Ihr Beispiel steht im Plusquamperfekt.
Beispiel
hatte (Hilfsverb
haben im Präteritum)
geliebt (Partizip II)
war (Hilfsverb
sein im Präteritum)
geflohen (Partizip II)
Sie möchten nun wissen, ob müssen in Ihrem Beispiel im Partizip II („gemusst“) oder im Infinitv („müssen“) stehen muss.
Das Verb müssen zählt zu den
Modalverben. Solche Verben beschreiben u.a. die Notwendigkeit oder Möglichkeit einer Sache, bezogen auf eine bestimmte Situation oder einen bestimmten Hintergrund. Dazu einige modale bzw. nicht modale Sätze im Vergleich:
modal |
nicht modal |
Es muss draußen kalt sein. |
Es ist draußen kalt |
Anna will Schauspielerin werden. |
Anna wird Schauspierin. |
Modalverben fordern (regieren) den Infinitiv eines Vollverbs. Gemeinsam bilden Modalverb und Vollverb einen
Modalverbkomplex.
Beispiel
Er
darf (Modalverb)
spielen (Vollverb im Infinitiv).
Du
sollst (Modalverb) nicht
töten (Vollverb im Infinitiv).
Die Modalverben weichen in der Bildung des Perfekts und Plusquamperfekts von Vollverben ab. Die Zeitformen werden mit einer finiten Form von
haben gebildet. Ihr Zweifelsfall kommt möglicherweise daher, dass es bei den Modalverben zwei Möglichkeiten gibt, das Perfekt oder Plusquamperfekt zu bilden. Wenn das Modalverb einen Infinitiv regiert, tritt der
Ersatzinfinitiv auf. Das Modalverb fordert den Infinitiv eines anderen Verbs und steht selbst auch im Infinitiv und nicht im Partizip II, wie man eigentlich erwarten würde:
Beispiel
Wir hatten nichts tun
müssen.
Du hattest nicht kommen
sollen.
Wenn das Modalverb keinen Infinitiv regiert, wird das Perfekt und Plusquamperfekt mit Hilfe des Partizip II gebildet. Hier besteht das Prädikat aus einer finiten Form von
haben und dem Partizip II des Modalverbs:
Beispiel
Das hatte niemand
gekonnt.
Sie hatte das nicht
gebraucht.
In Ausnahmefällen wird auch bei Modalverben, die keinen Infinitiv fordern, der Ersatzinfinitiv verwendet:
Beispiel
Ich hätte es nicht
können.
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