Wie ich auf die Frage gestoßen bin:
Frage eines Schülers beim Passivüben.
Danke für eine baldige Antwort.
KS
Wie ich auf die Frage gestoßen bin:
Frage eines Schülers beim Passivüben.
Danke für eine baldige Antwort.
KS
Die Beantwortung Ihrer Frage ist Teil eines Forschungsprojekts zur Verständlichkeit von grammatischen Erklärungen. Wir bitten Sie deshalb darum, im Anschluss an die Lektüre der Antwort die Tools zur Bewertung (Fragebogen, Sternchenfunktion, Antwortoption) zu nutzen.
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Sprachsystem
Ihre Frage bezieht sich auf die Deklination von Substantiven, genauer auf die Unterschiede in der Deklination der Substantive Kollege und Bruder. Durch die Deklination werden Substantive in Kasus (Nominativ, Genitiv, Dativ, Akkusativ) und Numerus (Singular, Plural) an den Satz angepasst.
Beispiel
Mein Bruder sucht seinen Schlüssel. (Nominativ Singular)
Meine Brüder suchen ihre Schlüssel. (Nominativ Plural)
Der Schlüssel meines Bruders ist verschwunden. (Genitiv Singular)
Der Schlüssel meiner Brüder ist verschwunden. (Genitiv Plural)
In Ihrem Beispielsatz Der Schlüssel wurde von meinem Bruder/ Kollegen abgegeben stehen die Substantive Bruder bzw. Kollege im Dativ (Singular), was von der Präposition von gefordert wird. Wie Sie bereits festgestellt haben, bilden beide Substantive den Dativ auf unterschiedliche Weise. Dies hängt damit zusammen, dass sie unterschiedlichen Flexionsklassen angehören. Es werden dabei zwei Flexionsklassen unterschieden, die unter anderem in der Dudengrammatik als starke und schwache Flexion bezeichnet werden. Als schwach flektierte Substantive werden diejenigen bezeichnet, die die Formen auf –n bzw. -en bilden. Das Substantiv Kollege gehört demnach der schwachen, das Substantiv Bruder der starken Flexionsklasse an.
Kollege - schwache Flexionsklasse
Nominativ der Kollege Genitiv des Kollegen Dativ dem Kollegen Akkusativ den Kollegen Bruder - starke Flexionsklasse
Nominativ der Bruder Genitiv des Bruders Dativ dem Bruder Akkusativ den Bruder
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Sprachgeschichte
Heute bestehen im Singular nur drei Möglichkeiten zur Kasusflexion: das Genitiv -s, das Dativ –e sowie die Endung –(e)n, die einen vom Nominativ abweichenden Kasus kennzeichnet. Im Althochdeutschen gab es hingegen vielfältige Möglichkeiten zur Kasusbildung. Seitdem ist eine Tendenz des Abbaus zu erkennen.
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Sprachvariation
Laut dem Wörterbuch der sprachlichen Zweifelsfälle treten bei einigen Substantiven Zweifel bezüglich der Flexion der Substantive auf. Dieser geht darauf zurück, dass im Zuge des Abbaus der Kasuskennzeichnung auch eine Tendenz besteht, die schwache Kasusflexion aufzugeben, was beispielsweise für den Dativ eine Endungslosigkeit bedeutet. Ob diese Tendenz auch für das Substantiv Kollege bestätigt werden kann, soll anhand einer Analyse von Sprachgebrauchsdaten überprüft werden.
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Sprachgebrauch
Mit Hilfe einer Analyse von Sprachgebrauchsdaten in den Sprachkorpora des Instituts für deutsche Sprache kann festgestellt werden, ob bei dem Substantiv Kollege ein möglicher Flexionsklassenwechsel vorliegt bzw. stattfindet. Dazu soll die Form im Dativ betrachtet werden, wobei mit meinem Kollegen die standardsprachlich schwach flektierte Form der Verwendung der stark flektierten Form meinem Kollege gegenübergestellt wird.
von meinem Kollege: 2 Belege
„Damit war die Handschrift des Menschen im Klima entdeckt, übrigens von meinem Kollege Professor Hasselmann hier am Max-Planck-Institut in Hamburg.“ (die tageszeitung 23.10.2004)Inwiefern die zwei Belege für die Form von meinem Kollege mögliche Anzeichen eines Flexionsklassenwechsels sein können, kann aufgrund der geringen Trefferanzahl nicht beurteilt werden. Eine Suchanfrage bei Google kann an dieser Stelle hilfreich sein, um weitere Sprachgebrauchsdaten zu analysieren. Die Treffergebnisse sind aber aus zweierlei Gründen kritisch zu betrachten, da die Suchmaschine zum einen personalisierte Treffergebnisse anzeigt und zum anderen nicht zwischen Sprachgebrauchsdaten und metasprachlichen Diskussionen unterschieden wird. Dennoch können sie einen Anhaltspunkt liefern.von meinem Kollegen: 527 Belege
„Das ist ein Brief von meinem Kollegen aus Australien.“ (Züricher Tagesanzeiger 08.10.1997)
Auch hier überwiegt die schwach flektierte Form. Allerdings können die knapp 4.000 Belege für die stark flektierte Form ein Indiz dafür sein, dass unter Umständen auch bei dem Substantiv Kollege eine Tendenz zum Flexionsklassenwechsel vorliegt.von meinem Kollege: 3.920 Belege
von meinem Kollegen: 75.200 Belege
Fazit: Dass der Dativ Singular der Substantive Bruder und Kollege unterschiedlich gebildet wird, ist auf die unterschiedlichen Flexionsklassen zurückzuführen. Während das Substantiv Bruder (Dativ dem Bruder) stark flektiert wird, kann das Substantiv Kollege (Dativ dem Kollegen) der schwachen Flexionsklasse zugeordnet werden. Die Analyse von Sprachgebrauchsdaten lässt allerdings die Vermutung zu, dass es bei dem Substantiv Kollege im Zuge des Sprachwandels zu einer Flexionsklassenverschiebung kommt, womit auch eine bewusste Verwendung der Form dem Kollege denkbar wäre.
Geändert von Hannah Brill (24.05.2018 um 11:13 Uhr)
Ich schwör bei Gott, meine Frage war genau GENAU das hhhhhhhhhhhh wie komisch
meinem Kollegen, aber nicht von meinem Brudern hhhhhhhhhhhhhh
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