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Warum kein Apostroph bei "Satz des Pythagoras"
Wie ich auf die Frage gestoßen bin:
Aus Interesse
Mit folgendem Nachschlagewerk versuchte ich dieser Frage auf den Grund zu gehen:
Duden
Hallo,
ich wollt gern mal wissen, warum man bei "der Satz des Pythagoras" kein Apostroph verwendet, also "der Satz des Pythagoras' "?
Man schreibt ja auch "das Haus des Max' ", "das Land des Lars' "
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Apostroph zur Markierung des Genitivs
Die Beantwortung Ihrer Frage ist Teil eines Forschungsprojekts zur Verständlichkeit von grammatischen Erklärungen. Da es sich bei Ihrer Frage um keinen den Sprachgebrauch betreffenden grammatischen Zweifelsfall handelt, sondern um eine Frage zur Orthographie, wird hier auf unser auf Zweifelsfälle ausgerichtetes Antwortschema mit den Icons verzichtet. Wir möchten Sie dennoch bitten, unseren kurzen Fragebogen zur Bewertung unserer Antwort auszufüllen.
Sie problematisieren in Ihrer Frage die Verwendungsweise von Apostrophen zur Kennzeichnung des Genitivs. Es gibt eine Vielzahl an Substantiven im Deutschen, welche im Genitiv ein -s zur Kasusmarkierung erhalten:das Haus – des Hauses
der Baum – des Baums
Zu Schwierigkeiten kann es kommen, wenn das Grundwort bereits im Nominativ auf beispielsweise -s oder -ss endet. Sie haben mit „Satz des Pythagoras“ ein solches Beispiel angeführt. Hier bildet des Pythagoras das Genitivattribut zum Bezugswort Satz, welches durch das Attribut näher bestimmt wird. Folglich liegt es nahe, den Genitiv am Eigennamen Pythagoras kenntlich zu machen (zu markieren). Laut §96 des amtlichen Regelwerks für deutsche Rechtschreibung folgt ein Apostroph im Genitiv, wenn die Grundform des Eigennamens u.a. auf -s oder -ss endet und dem Wort kein Artikel oder Pronomen vorangestellt ist:Aristoteles’ Schriften (Beispiel aus dem amtlichen Regelwerk)
Carlos’ Schwester (Beispiel aus dem amtlichen Regelwerk)
Heinz’ Geburtstag (Beispiel aus dem amtlichen Regelwerk)
Das Apostroph dient dazu, Auslassungen zu kennzeichnen. Wenn das Grundwort bereits aus -s auslautet und im Genitiv ein weiteres -s hinzukommt, so entstünde eine Häufung der Buchstaben/ Laute:*Aristoteless Schriften
*Carloss Schwester
Um eine derartige Häufung zu vermeiden, nutzt man den Apostroph, um zu kennzeichnen, dass das Genitiv-s realisiert wurde. Laut §96 (1) E2 fehlt der Apostroph, wenn ein Artikel dem Wort/ der Wortgruppe im Genitiv vorangeht. Dies ist i.d.R. bei Genitivattributen der Fall:die Schriften des Aristoteles (Beispiel aus dem amtlichen Regelwerk)
die Schwester des Carlos (Beispiel aus dem amtlichen Regelwerk)
der Geburtstag unseres kleinen Heinz (Beispiel aus dem amtlichen Regelwerk)
Eine mögliche Erklärung für diese Schwankung könnte in der Kasusmarkierung durch den Artikel begründet sein. Liegt ein Artikel vor, so zeigt dieser den Kasus eindeutig an (des Aristoteles; der Maria; des Kindes) und markiert den Genitiv. Daher kann darauf verzichtet werden, den Kasus bei einem auf -s auslautenden Substantiv doppelt zu markieren, nämlich durch das Genitiv-s in Form des Apostrophs und den Artikel.
Laut dem Wörterbuch der sprachlichen Zweifelsfälle (Duden Band 9) steht der Apostroph nur in den oben genannten Fällen. Wenn das Grundwort/ der Eigenname nicht mit einem s-Laut endet, so wird das Genitiv-s ohne Apostroph angefügt:Ingeborg Bachmanns (nicht: Bachmann’s) Lyrik (Beispiel aus Duden Band 9)
Shelleys Briefe (Beispiel aus Duden Band 9)
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