Wie ich auf die Frage gestoßen bin:
Broschüre
Lampenschirm aus doppeltem mundgeblasenem Glas -
oder
... aus doppeltem mundgeblasenen ...
Danke für eine rasche Antwort.
Wie ich auf die Frage gestoßen bin:
Broschüre
Lampenschirm aus doppeltem mundgeblasenem Glas -
oder
... aus doppeltem mundgeblasenen ...
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Die Beantwortung Ihrer Frage ist Teil eines Forschungsprojekts zur Verständlichkeit von grammatischen Erklärungen. Wir bitten Sie deshalb darum, im Anschluss an die Lektüre der Antwort die Tools zur Bewertung (Fragebogen, Sternchenfunktion, Antwortoption) zu nutzen.
Sprachsystem
Bei Ihrem Zweifelsfall geht es darum, ob das Adjektiv mundgeblasen in der Konstruktion aus doppeltem mundgeblasenem/n Glas stark oder schwach flektiert (dekliniert, gebeugt) wird. Muttersprachlern ist oft gar nicht bewusst, dass es im Deutschen zwei Arten der Adjektivflexion gibt, da sie im alltäglichen Sprachgebrauch meist „automatisch“ die passende Form wählen. Zu Problemen kommt es allerdings häufig, wenn mehrere Adjektive vor einem Substantiv stehen (wie in Ihrem Fall die Adjektive doppelt und mundgeblasen). Die folgende Tabelle zeigt zunächst einmal die starken und schwachen Formen des Adjektivs mundgeblasen im Singular.
starke Flexion schwache Flexion Nominativ mundgeblasenes Glas (das) mundgeblasene Glas Genitiv mundgeblasenen Glases (des) mundgeblasenen Glases Dativ mundgeblasenem Glas (dem) mundgeblasenen Glas Akkusativ mundgeblasenes Glas (das) mundgeblasene Glas
Da die Präposition aus den Dativ erfordert, gilt es hier in der Tat, eine Entscheidung zwischen der starken Endung –em und der schwachen Endung –en zu treffen. Für das erste Adjektiv doppelt haben Sie diese Entscheidung bereits getroffen, denn hier sind Sie sich sicher, dass es doppeltem heißen muss. Der Grund dafür ist, dass der Wortgruppe doppeltem mundgeblasenem/n Glas kein Artikel vorangeht, der den Kasus (Fall) der gesamten Wortgruppe anzeigen würde. Für das erste Adjektiv bedeutet das, dass es sozusagen die Funktion des Artikels mit übernimmt und deshalb eine deutliche, starke Kasusmarkierung erhält – es wird zum Hauptmerkmalsträger.
Bleibt die Frage, ob das zweite Adjektiv mundgeblasen dann auch stark flektiert werden muss oder ob die schwache Flexion ausreicht. Für diesen Fall stellt die Dudengrammatik eine Grundregel für Adjektive auf, dass diese grundsätzlich „parallel“ flektiert werden, d. h. sie sind innerhalb einer Wortgruppe entweder alle stark oder alle schwach (vgl. Duden 4, S. 948). Dieser Grundregel folgend muss die Formulierung also aus doppeltem mundgeblasenem Glas lauten.
Sprachgeschichte
Die Variante aus doppeltem mundgeblasenen Glas wird allerdings dadurch erklärbar, dass man es z. B. aus sprachökonomischen Gründen für ausreichend halten könnte, die starke Adjektivendung nur einmal, nämlich am Hauptmerkmalträger doppeltem, auszudrücken. Alle weiteren Adjektive könnten prinzipiell schwache Endungen erhalten, wenn durch die Endung des Hauptmerkmalträgers klar wird, dass es sich um einen Dativ handelt. Die Endung des ersten, starken Adjektivs gilt dann quasi für alle anderen Adjektive mit. Diese Tendenz, bestimmte grammatische Merkmale nur noch an einem Wort innerhalb einer Wortgruppe deutlich anzuzeigen, bezeichnet man als Monoflexion. Der Dudengrammatik zufolge ist die Monoflexion aber in der Standardsprache noch nicht allgemein gültig, weshalb man derzeit mit der Variante aus doppeltem mundgeblasenem Glas auf der sicheren Seite ist.
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