In Ihrer Frage thematisieren Sie den Satzbau in einem Dasssatz mit einer sogenannten Adjunktorgruppe. Dazu haben Sie folgende Beispiele angeführt:
1. Frau Alak glaubt, dass die Leute lieber in ihrem Geschäft einkaufen als im Supermarkt.
2. Tau Gui findet, dass die Studenten bei ihnen mehr Prüfungen machen müssen als in Deutschland.
Wie Sie bereits erläutert haben, gilt für sogenannte finite Nebensätze, also Nebensätze mit einem gebeugten Verb, dass das Verb am Ende des Nebensatzes steht:
Frau Alak glaubt, dass die Leute lieber in ihrem Geschäft einkaufen.
Tau Gui findet, dass die Studenten bei ihnen mehr Prüfungen machen müssen.
Nun wird die letzte Position im Nebensatz Ihrer Ausgangsbeispiele von einer sogenannten
Adjunktorgruppe besetzt. Es handelt sich dabei um eine Wortgruppe, welche durch einen Adjunktor wie
als oder
wie eingeleitet wird, um so einen Vergleich in einem Satz herzustellen. Die Nebensätze Ihrer Beispiele wurden zur Veranschaulichung in Hauptsätze umformuliert sowie die
Adjunktorgruppe und die
Bezugswortgruppe durch Markierung hervorgehoben:
Die Leute gehen lieber in ihrem Geschäft einkaufen als im Supermarkt.
Die Studenten müssen bei ihnen mehr Prüfungen machen als in Deutschland.
In dieser Variante steht die Adjunktorgruppe im sogenannten
Nachfeld. Das Deutsche verfügt über eine sogenannte Klammerstruktur, da das Prädikat häufig durch mehrere Verbformen realisiert wird. Das finite (gebeugte) Verb steht dabei fast immer an zweiter Stelle eines Satzes und bildet die linke Satzklammer. Besteht das Prädikat aus mehreren Verben, so stellen die infiniten Verben die rechte Satzklammer dar. Alles, was nach der rechten Satzklammer steht, wird daher als Nachfeld bezeichnet. Die Dudengrammatik (Duden Band 4) gibt für Adjunktorgruppen an, dass diese sowohl im Nachfeld, als auch
Mittelfeld – also zwischen den beiden Prädikatsteilen – stehen können:
Nachfeld: Die Leute gehen lieber in ihrem Geschäft einkaufen als im Supermarkt.
Mittelfeld: Die Leute gehen lieber in ihrem Geschäft als im Supermarkt einkaufen.
Nachfeld: Die Studenten müssen bei ihnen mehr Prüfungen machen als in Deutschland.
Mittelfeld: Die Studenten müssen bei ihnen mehr Prüfungen als in Deutschland machen.
Nun stellt sich die Frage, ob die Möglichkeiten einer Besetzung des Nachfeldes auch in einem finiten Nebensatz gegeben sind. Laut Dudengrammatik verfügen finite Nebensätze prototypisch über kein Nachfeld, sodass das finite Verb am Satzende steht. Die Adjunkorgruppe müsste infolgedessen vor dem finiten Verb im Nebensatz stehen:
Frau Alak glaubt, dass die Leute lieber in ihrem Geschäft als im Supermarkt einkaufen.
Tau Gui findet, dass die Studenten bei ihnen mehr Prüfungen als in Deutschland machen müssen.
Die Beispiele zeigen, dass die Adjunktorgruppe auch im Mittelfeld stehen kann, was dem prototypischen Satzbau eines finiten Nebensatzes entspricht. Es besteht jedoch laut dem Wörterbuch der sprachlichen Zweifelsfälle (Duden Band 9) auch die Möglichkeit zur
Ausklammerung, also der alternativen Besetzung des Nachfeldes, so wie es auch in Ihren Ausgangsbeispielen der Fall ist:
… dass Susanne ein Geschenk aussucht für ihren Freund. (Beispiel aus Duden Bd. 9)
Diese Ausklammerung ist laut dem Wörterbuch der sprachlichen Zweifelsfälle ebenfalls
standardsprachlich korrekt und findet vor allem dann Anwendung, um den Lesefluss beziehungsweise die Verständlichkeit zu erleichtern und die Komplexität des Mittelfeldes zu minimieren.
Daher können Sie frei wählen, ob die Adjunktorgruppe auch im Nebensatz im Mittelfeld steht oder ins Nachfeld ausgeklammert wird.
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