Da metasprachliche Fragestellungen keine den Sprachgebrauch betreffenden grammatischen Zweifelsfälle sind, wird hier auf unser auf Zweifelsfälle ausgerichtetes Antwortschema mit den Icons verzichtet. Wir möchten Sie dennoch bitten, unseren kurzen Fragebogen zur Bewertung unserer Antwort auszufüllen.
Die Unterscheidung zwischen starker und schwacher Substantivflexion ist hauptsächlich für maskuline Substantive von Bedeutung. Für diese (wie auch für neutrale Substantive) gilt die starke Flexion als „Normalmuster“. Starke Flexion (Deklination, Beugung) bedeutet, dass die Substantive im Singular und im Plural in allen Kasus (Fällen) endungslos bleiben oder dass sie eine starke Endung erhalten. Zu den starken Endungen gehören z. B. das Genitiv-s und das Dativ-e im Singular sowie das Plural-e.
Beispiel
Starke Substantivflexion am Beispiel des Maskulinums Weg
Singular Plural Nominativ der Weg die Wege Genitiv des Weg(e)s der Wege Dativ dem Weg(e) den Wegen Akkusativ den Weg die Wege
Schwache Substantive erhalten dagegen in allen Kasus außer dem Nominativ Singular die Endung –n oder –en. Solche Substantive sind meist daran zu erkennen, dass sie etwas Belebtes (eine Person, ein Tier) bezeichnen und den Nominativ Plural auf –(e)n bilden.
Beispiel
Schwache Substantivflexion am Beispiel des Maskulinums Prinz
Singular Plural Nominativ der Prinz die Prinzen Genitiv des Prinzen der Prinzen Dativ dem Prinzen den Prinzen Akkusativ den Prinzen die Prinzen
Maskuline Substantive, die etwas Belebtes bezeichnen und im Nominativ Singular mit –e enden, sind immer schwach (z. B. der Zeuge – des Zeugen, der Schimpanse – des Schimpansen). Außerdem gehören zu den schwachen Maskulina Substantive mit bestimmten fremdsprachigen Endungen (z. B. der Demonstrant – des Demonstranten, der Kandidat – des Kandidaten).
Es gibt jedoch auch Substantive, die gemischt flektiert werden, d. h. sie verhalten sich im Singular wie starke Substantive und im Plural wie schwache. Eines der bekanntesten Beispiele für ein gemischt flektiertes Substantiv ist sicherlich der Autor.
Beispiel
Gemischte Substantivflexion am Beispiel des Maskulinums Autor
Singular Plural Nominativ der Autor die Autoren Genitiv des Autors der Autoren Dativ dem Autor den Autoren Akkusativ den Autor die Autoren
Da die starke Flexion das Normalmuster für maskuline Substantive ist, ist es nicht verwunderlich, dass Sprecher und Schreiber des Deutschen zunehmend auch schwache Substantive diesem Normalmuster anzugleichen versuchen. Dies geschieht dadurch, dass vor allem im Singular zuweilen die schwache Endung abgehängt wird, so dass das Substantiv endungslos bleibt, oder dass statt der schwachen Endung eine starke Endung angehängt wird.
Beispiel
der Automat – des Automats (eigentlich: des Automaten)
der Elefant – dem Elefant (eigentlich: dem Elefanten)
der Held – den Held (eigentlich: den Helden)
Diese neuen starken Formen sind in der Standardsprache jedoch erst teilweise anerkannt. So kann man heute z. B. sowohl des Magneten als auch des Magnets schreiben. Wenn man sich aber unsicher ist, ob ein Substantiv den Flexionsklassenwechsel von schwach zu stark oder gemischt bereits vollzogen hat, ist man in solchen Fällen mit der schwachen Variante auf der sicheren Seite.
Ein Übertritt starker oder gemischter Substantive in die Klasse der schwachen Substantive ist dagegen selten. So wird aufgrund des schwachen Plurals von Autor oft versucht, auch die Singularformen schwach zu bilden (z. B. des Autoren). Standardsprachlich anerkannt ist dies allerdings nicht.
Während feminine Substantive heute nur noch stark (z. B. die Wand, Genitiv: der Wand, Plural: die Wände) oder gemischt (z. B. die Katze, Genitiv: der Katze, Plural: die Katzen) flektiert werden, gab es früher auch schwach flektierte Feminina. Reste dieser ehemals schwachen Flexion sind in fest gefügten Wortverbindungen wie auf Erden oder auf Seiten erhalten geblieben.
Geändert von Jacqueline Weiß (22.09.2015 um 12:44 Uhr)
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