Wie ich auf die Frage gestoßen bin:
Hab ich so formuliert.
Meine Freunde lachen über die Formulierung dieses Satzes. Er wäre grammatikalisch falsch. Ich denke, es ist alles richtig.
Wie ich auf die Frage gestoßen bin:
Hab ich so formuliert.
Meine Freunde lachen über die Formulierung dieses Satzes. Er wäre grammatikalisch falsch. Ich denke, es ist alles richtig.
Die Beantwortung Ihrer Frage ist Teil eines Forschungsprojekts zur Verständlichkeit von grammatischen Erklärungen. Wir bitten Sie deshalb darum, im Anschluss an die Lektüre der Antwort die Tools zur Bewertung (Fragebogen, Sternchenfunktion, Antwortoption) zu nutzen.
Sprachsystem
In Ihrer Frage thematisieren Sie, inwieweit der folgende Satzbau korrekt ist:Das Haus komplett ausgebaut hast du, wenn der letzte Nagel an der Wand ist.Zunächst ist festzuhalten, dass mit Ihrem Beispiel ein sogenannter Konditionalsatz vorliegt: Durch den Subjunktor wenn wird eine Bedingung ausgedrückt. Die Folge der Bedingung steht bei a) im nachfolgenden Teilsatz, im Fall von b) und c) im vorangegangenen Teilsatz:wenn – dannMit der von Ihnen gewählten Variante haben Sie auf eine explizite Nennung des Korrelats dann verzichtet. Um nun der Frage nach dem Satzbau nachzugehen, betrachten wir die Varianten b) und c) näher. Variante a) unterscheidet sich in Hinblick auf die Abfolge von den anderen beiden Varianten: In b) und c) wird erst die Folge oder Konsequenz genannt, danach die Bedingung. Die Varianten b) und c) unterscheiden sich jedoch in Hinblick auf die sogenannte Vorfeldbesetzung. Als Vorfeld bezeichnet man den Bereich im Satz vor dem finiten (gebeugten) Verb. In Beispiel b) besetzt folglich das Subjekt Du das Vorfeld, in Beispiel c) hingegen das Akkusativobjekt, Modaladverbial und ein Teil des Prädikats Das Haus komplett ausgebaut. Das ist ungewöhnlich, denn in der Regel steht nur ein Element des Satzes im Vorfeld:
a) Wenn der letzte Nagel in der Wand ist, (dann) hast du das Haus komplett ausgebaut.
b) Du hast das Haus komplett ausgebaut, wenn der letzte Nagel an der Wand ist.
c) Das Haus komplett ausgebaut hast du (dann), wenn der letzte Nagel an der Wand ist.Abends esse ich gern Pizza.Die Variante b) folgt dieser Regel zur Vorfeldbesetzung. In Variante c) stehen jedoch mehrere Elemente des Satzes im Vorfeld, wie die Umformulierungen zeigen:
Ich esse abends gern Pizza.
*Abends ich esse gern Pizza.
*Pizza ich abends esse gern.c1) [Das Haus]Vorfeld hast du komplett ausgebaut, wenn der letzte Nagel an der Wand ist.In der Variante c) besetzen drei Elemente des Satzes das Vorfeld. Laut §1376 der Dudengrammatik können auch Prädikatsteile das Vorfeld besetzen, auch wenn es sich hierbei um eine auffällige Konstruktion handelt:
c2) [Komplett ausgebaut]Vorfeld hast du das Haus, wenn der letzte Nagel an der Wand ist.
c) [[Das Haus] komplett ausgebaut]Vorfeld hast du (dann), wenn der letzte Nagel an der Wand ist.1. Tanzen kann Anna sehr gut. – Anna kann sehr gut tanzen.Laut Dudengrammatik kann das Prädikat dabei sehr prädikatsnahe Satzglieder mit in das Vorfeld nehmen. Im zweiten Beispiel besetzt nicht nur ein Teil des Prädikats das Vorfeld, sondern zusätzlich auch das Akkusativobjekt. Diesem Schema folgt auch Ihr Beispiel.
2. Alkohol getrunken hat sie noch nie. – Sie hat noch nie Alkohol getrunken.
Es zeigt sich also, dass unter Umständen ein Prädikatsteil und weitere prädikatsnahe Satzglieder das Vorfeld besetzen können. Demnach ist festzuhalten, dass die von Ihnen gewählte Variante mit einer komplexeren Vorfeldbesetzung zwar eine auffällige Konstruktion darstellt, diese jedoch aus grammatischer Perspektive möglich ist. Man kann davon ausgehen, dass eine solche Variante aus informationsstrukturellen Gründen dann gewählt wird, wenn etwas besonders hervorgehoben und deshalb gleich zu Beginn des Satzes genannt werden soll.
Lesezeichen