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Sprachsystem
Wir stimmen Ihnen zu: Es gibt aus grammatischer Sicht keinen Grund, die Wörter viel- und wenig- unterschiedlich zu behandeln. Gewissermaßen sind sie beide gleich problematisch, denn Sprecher/Schreiber können bei Ihrer Verwendung in Zweifel geraten, ob das folgende substantivierte Adjektiv oder Partizip stark oder schwach flektiert (dekliniert) werden muss. Das liegt wiederum daran, dass die Grenze zwischen Adjektiven und Artikelwörtern oftmals fließend ist – man kann viel- und wenig- als „unbestimmte Zahladjektive“ betrachten oder sie auch eher den Artikelwörtern zuordnen. Im Duden werden sie daher zuweilen einfach als „Indefinita“ („Unbestimmte“) bezeichnet, was eigentlich keine grammatische, sondern lediglich eine semantische Zuordnung ist. Durch die neue Bezeichnung wird aber freilich das Problem der Flexion des folgenden Adjektivs/Partizips nicht gelöst.
Nun legt der Duden ja nicht die Regeln für einen „korrekten Sprachgebrauch“ fest und schreibt diese dann in seinen Werken auf, z. B. in der Dudengrammatik oder im Band „Richtiges und gutes Deutsch“, sondern es läuft genau anders herum: Der Duden untersucht den tatsächlichen Sprachgebrauch und leitet daraus gegebenenfalls Regularitäten ab, die in den Nachschlagewerken als Empfehlungen erscheinen. Zu diesen – statistisch belegten – Regularitäten gehört u. a., dass substantivierte Adjektive/Partizipien nach Adjektiven in der Regel parallel, nach Artikelwörtern mit Flexionsendung aber schwach flektiert werden. Ist der Status eines Wortes wie viel- jedoch ungeklärt, so wird der Duden dem Leser für die Flexion des folgenden Adjektivs keine Vorschriften machen (das wird auch keine andere Grammatik tun, die deskriptiv verfährt).
Fazit: Je nachdem, wie man viel- und wenig- einordnet, können substantivierte Adjektive und Partizipien danach entweder parallel oder grundsätzlich schwach flektiert werden. Welche Variante die Sprachgemeinschaft aktuell favorisiert, zeigt eine Analyse des tatsächlichen Sprachgebrauchs, wobei die Analysen des Duden offenbar in die Richtung gehen, dass nach wenig- vorwiegend parallel flektiert wird, während nach viel- im Neutrum Singular schwach flektiert wird. Das sind aber keine feststehenden Regeln, sondern zunächst einmal Ergebnisse statistischer Auswertungen. Dennoch: Was von den meisten Sprechern und Schreibern verwendet wird, wird von diesen logischerweise auch akzeptiert und infolge dessen nicht sanktioniert, so dass Sie eine häufig vorkommende Variante guten Gewissens verwenden können.
Sprachgebrauch
Eigene Untersuchungen mit Hilfe der Suchmaschine Google liefern jedoch Ergebnisse, die von denen des Duden abweichen: Gibt man hier „vieles Unbekanntes“ und „vieles Unbekannte“ ein, so erhält man für die parallel stark flektierte Variante ungefähr doppelt so viele Treffer wie für die Variante mit schwach flektiertem Adjektiv/Partizip (3080 vs. 1550 Suchergebnisse). Genau umgekehrt liegt der Fall, wenn man nach „weniges Gutes“ und „weniges Gute“ sucht (eine Suche nach „weniges Unbekannte(s)“ liefert selbst bei Google keine statistisch auswertbaren Datenmengen): Hierbei ist die Variante mit schwachem „Gute“ etwa doppelt so häufig zu finden wie die parallel starke (949 vs. 458 Ergebnisse).
Mit Abstand am häufigsten ist jedoch in jedem Fall die Variante mit unflektiertem viel bzw. wenig und starkem Adjektiv/Partizip, denn „viel Unbekanntes“ liegt bei Google 55.500-mal vor und „wenig Gutes“ 252.000-mal.
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