Wie ich auf die Frage gestoßen bin:
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Die Beantwortung Ihrer Frage ist Teil eines Forschungsprojekts zur Verständlichkeit von grammatischen Erklärungen. Wir bitten Sie deshalb darum, im Anschluss an die Lektüre der Antwort die Tools zur Bewertung (Fragebogen, Sternchenfunktion, Antwortoption) zu nutzen.
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Sprachvariation
Ja, Sie können sagen Hör auf mich zu zanken – allerdings ist dabei nicht völlig sicher, ob all Ihre Zuhörer diese Äußerung auch verstehen oder anerkennen. Soweit wir sehen, sind Formulierungen wie Hör auf mich zu zanken in manchen Gegenden Deutschlands gebräuchlich und damit auch richtig, während sie in anderen Gebieten gänzlich unbekannt sind, was zu Verständnisproblemen führen kann.
Allgemein bekannt ist sicherlich die Konstruktion von zanken zusammen mit sich, die so auch im Duden-Wörterbuch zu finden ist (z. B. die Geschwister zanken sich um ein Spielzeug, www.duden.de). Hierbei wird ein reziprokes (wechselseitiges) Verhältnis ausgedrückt, d. h. die Geschwister streiten miteinander oder sie necken sich gegenseitig. In bestimmten Fällen kann diese Bedeutungsvariante auch ohne sich stehen, etwa bei Hört endlich auf zu zanken!
Daneben gibt das Duden-Wörterbuch noch eine weitere Bedeutungsvariante an, die schon eher in die Richtung Ihres Beispiel geht, nämlich zanken im Sinne von „mit jemandem schimpfen“. Dieser Sprachgebrauch ist vom Duden bereits als „landschaftlich“ gekennzeichnet, d. h. er ist nur in bestimmten Regionen üblich, aber auch das in dem Zusammenhang angegebene Beispiel Muss ich schon wieder zanken? entspricht nicht ganz Ihrem Zweifelsfall, da hier kein Akkusativobjekt zu erkennen ist. Wenn eine Konstruktion wie Hör auf mich zu zanken in einem Wörterbuch des gegenwärtigen (Standard-)Deutschen nicht zu finden ist, kann man aber immer noch versuchen, aus älteren Quellen Erkenntnisse zu gewinnen.
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Sprachgeschichte
Zanken als transitives Verb, das wie in Ihrem Beispielsatz ein Akkusativobjekt fordert (jemanden zanken), ist im Deutschen Wörterbuch der Brüder Grimm belegt. Dort wird ihm die Bedeutung „schelten, tadeln, Vorwürfe machen“ beigemessen.
Beispiel
zanken sie mich nicht, meine Josephine (Pfeffel, spätes 18. Jh.)
ich wollte ihn selbst sprechen, um ihn für seine nachlässigkeit zu zanken (Gutzkow, Mitte 19. Jh., Beispiele aus dem Deutschen Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm)
Im Grimm’schen Wörterbuch wird erklärt, dass diese Verwendungsweise von zanken aus sprachgeschichtlicher Sicht noch relativ jung ist, wie auch die obigen Beispiele zeigen. Zudem wird sie eher dem süddeutschen Raum zugeordnet. Wenn die Konstruktion jemanden zanken also in Ihrem Sprachraum üblich ist und Sie davon ausgehen, dass Ihr Gesprächspartner ebenfalls mit dem dortigen Sprachgebrauch vertraut ist, dann können sie selbstverständlich Hör auf mich zu zanken sagen. Anderenfalls könnten Sie auf Unverständnis stoßen oder im schlimmsten Fall könnte Ihr Gegenüber Ihnen aus Unkenntnis des regionalen Sprachgebrauchs ungerechtfertigterweise einen „Fehler“ unterstellen.
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