Der Terminus kommt aus einer Grammatiktheorie, der generativen Grammatik, und bedeutet, dass der Kasus unabhängig von der morphologischen Realisierung zu verstehen ist. Damit möchte man im Rahmen der so genannten Universalgrammatik eine Vergleichbarkeit zwischen verschiedenen Sprachen erreichen; bspw. wird dann auch für das Englische von einem "abstrakten Kasus" gesprochen, obwohl ein Kasus nicht am Substantiv sichtbar ist, also nicht durch eine Substantivendung realisiert wird. Wahrscheinlich greift Meinunger hier auf diesen Begriff zurück, weil in den Beispielen ein Kasus am substantivierten Verb nicht erkennbar ist:
Beispiel
(1) Das stundenlange Warten der Fans hat sich dann doch gelohnt.
(2) Dem lautstarken Applaudieren der Anhänger konnten die Gegner nichts entgegensetzen.
Hier von einem 'abstrakten Kasus' zu sprechen, ist nicht unumstritten, weil sich die Frage stellt, ob es nicht sinnvoller wäre, den Begriff des Kasus an die morphologische Realisierung zu koppeln. Man könnte in Bezug auf die Beispiele theorieneutral auch einfach davon sprechen, dass der Kasus nicht am Substantiv realisiert ist.
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