Die Beantwortung Ihrer Frage ist Teil eines Forschungsprojekts zur Verständlichkeit von grammatischen Erklärungen. Wir bitten Sie deshalb darum, im Anschluss an die Lektüre der Antwort die Tools zur Bewertung (Fragebogen, Sternchenfunktion, Antwortoption) zu nutzen.
Sie fragen sich, ob das finite Verb (also der Teil des Prädikats, der die Personal- und Numerusmarkierung trägt) „wird“ im Singular oder Plural stehen muss. Im Deutschen wird das finite Verb mit dem Subjekt hinsichtlich der Person und des Numerus abgestimmt. Diese Abstimmung wird Kongruenz genannt.
Beispiel
Lisa geht in den Kindergarten.
Lisa und Maria gehen in den Kindergarten.
Der Freizeitpark haftet nicht für Unfälle.
Eltern haften für ihre Kinder.
In Ihrem Beispiel
Beispiel
Für Unfälle wird nicht gehaftet
muss zunächst geklärt werden, welches Element überhaupt den Subjektausdruck darstellt. Hierzu kann man auf das Verb „haften“ und dessen Valenz eingehen.
„Haften“ ist ein intransitives Verb (d.h. das Verb kann kein Akkusativ-Objekt haben; *ich hafte mich) und kann daher kein persönliches Passiv bilden.
Beispiel
*Ich werde gehaftet.
* Unfälle werden gehaftet.
Im Passiv, welches ja in Ihrem Beispiel verwendet wird, ist also nur die unpersönliche Passiv-Konstruktion möglich.
Beispiel
Es wird gehaftet.
„Unfälle“ kann in Ihrem Fallbeispiel also schon durch die unpersönliche Passiv-Konstruktion nicht der Subjektausdruck sein.
Vielleicht wird das Beispiel durch die Ausformulierung der unpersönlichen Konstruktion deutlicher.
Beispiel
Es wird für Unfälle nicht gehaftet.
Das weggelassene „es“ ist also Subjekt zum finiten Verb „wird.“
Dass „für Unfälle“ nicht Subjektausdruck sein kann, kann man auch anhand der Valenz des Verbs „haften“ ablesen.
Jemand haftet für etwas
bzw. es wird für etwas gehaftet
Beispiel
Jemand haftet nicht
für Unfälle
Es wird für Unfälle nicht
gehaftet -
Für Unfälle wird nicht
gehaftet.
Man kann also erkennen, dass es sich bei „für Unfälle“ um ein Präpositionalobjekt handelt und nicht um das Subjekt. Dementsprechend muss das finite Verb auch nicht mit „Unfälle“ kongruieren.
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