Hallo!
Immer häufiger höre ich das Wort "optimalst" oder "am optimalsten". In meinem Sprachempfinden klingt das irgendwie merkwürdig. Ist dies denn eine zulässige Steigerung von "optimal"?
Vielen Dank im Voraus!
Hallo!
Immer häufiger höre ich das Wort "optimalst" oder "am optimalsten". In meinem Sprachempfinden klingt das irgendwie merkwürdig. Ist dies denn eine zulässige Steigerung von "optimal"?
Vielen Dank im Voraus!
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Sprachsystem
Rein formal gesehen, ist an die optimalste Lösung nichts auszusetzen. Optimal ist ein Adjektiv und eine typische Eigenschaft von Adjektiven ist, dass sie steigerbar sind, d. h. sie verfügen neben dem Positiv (der ungesteigerten Form) auch noch über die beiden Vergleichsformen Komparativ und Superlativ.
Der Komparativ wird laut Dudengrammatik „zum Ausdruck des ungleichen Grades“ eingesetzt und regelmäßig mit der Endung –er gebildet, z.B. kleiner, süßer.
Der Superlativ dient dagegen zum „Ausdruck des höchsten Grades“ und wird mit der Endung –st oder –est gebildet, z.B. (am) kleinst(en), (am) süßest(en).
Selbstverständlich können diese Endungen auch an optimal angehängt werden, wobei formal korrekte Vergleichsformen entstehen: optimal – optimaler – (am) optimalst(en).
Dennoch werden einige Adjektive normalerweise nicht gesteigert, was aber nicht an ihrer Form liegt, sondern an ihrer Bedeutung. So werden z.B. Adjektive nicht gesteigert, „die eine Eigenschaft ausdrücken, die nicht in unterschiedlichem Maße (= graduell) vorliegen kann“, z.B. tot, nackt, schwanger, ledig. Mit anderen Worten: Entweder man ist schwanger oder man ist es nicht, es gibt keine Zwischenstufen und man kann auch nicht „schwangerer“ sein als jemand anders.
Daneben gibt es Adjektive, die bereits im Positiv den höchsten Grad bezeichnen, z. B. einzig, maximal und eben optimal. Da es wenig Sinn ergibt, einen noch höheren Grad als den höchsten angeben zu wollen, sind auch diese Adjektive nicht steigerbar.
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Sprachgeschichte
Dass das Adjektiv optimal tatsächlich den höchsten Grad des „Gutseins“ bezeichnet, wird erkennbar, wenn man seine lateinische Herkunft betrachtet. Optimal stammt nämlich von dem lateinischen Adjektiv bonus („gut“) ab, das (ähnlich wie das deutsche gut) eine unregelmäßige Steigerungsreihe besitzt:
Positiv Komparativ Superlativ bonus melior optimus gut besser am besten
Optimal geht also auf den lateinischen Superlativ von gut zurück, d. h. die optimale Lösung ist bereits die beste Lösung.
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Sprachvariation
Derzeit gelten die Vergleichsformen von optimal in der (geschriebenen) Standardsprache als nicht korrekt, kommen aber vor allem in der gesprochenen (Umgangs-)Sprache und in Internetforen immer wieder vor. Mit anderen Worten: In Zeitungsartikeln, Fernseh- und Radionachrichten sowie in offiziellen Briefen dürften Sie diese Formen kaum lesen bzw. hören, im schulischen Bereich würden sie wohl angestrichen werden, doch im privaten Bereich können Sie letztlich selbst entscheiden, ob Sie sie akzeptieren und verwenden möchten.
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Sprachgebrauch
Eine Untersuchung in der Textsammlung des Instituts für deutsche Sprache scheint zu bestätigen, dass es sich bei optimalste in erster Linie um ein umgangs- bzw. gesprochensprachliches Phänomen handelt. Zwar ist optimalste im IDS-Korpus, das hauptsächlich Zeitungstexte enthält, 206 mal zu finden, jedoch sind diese Funde oft Teile von Redewiedergaben, d. h. der Autor zitiert hier direkt oder indirekt, was vorher jemand anders gesagt hat:
Beispiel
Sozialreferent Reiner Prölß ist sich sicher, am Ende allen Eltern einen Krippenplatz besorgen zu können, auch wenn der Bedarf über das bisher ausgegebene Ziel 35 Prozent hinausgehen sollte: „Wir werden immer eine Möglichkeit finden, auch wenn es sich vorübergehend vielleicht nicht immer um die optimalste Lösung handeln wird.“
Beispiel
Die optimalste Lösung, daran lassen die beiden Frauen keinen Zweifel, sei für den Kulturverein die, dass die Heimatstube an ihrem jetzigen Standort bleibe.
Die meisten Funde bei Google – für optimalste sind es derzeit etwa 46.800 – weisen ebenfalls auf einen Bereich hin, in dem häufig die Umgangssprache gepflegt wird, nämlich in Internetforen.
Geändert von Melanie Löber (17.02.2011 um 18:12 Uhr)
Also wie jetzt!
Mein deutsch war noch nie super! (super, superer, am supersten....?).... Es gibt nun mal Adjektive die nicht steigerbar sind, weil sie einen Superlativ in sich selbst darstellen!
Ich behaupte mal mit Nichtwissen das "optimal" so ein Adjektiv ist!
Bitte lesen Sie unsere Ausführungen zu der Frage nach der Steigerbarkeit von Adjektiven wie optimal etc. Sie können dem entnehmen, dass die Steigerung solcher Adjektive in der Umgangssprache stark verbreitet ist. Das hängt vermutlich mit dem Bedürfnis zusammen, dem jeweiligen Adjektiv durch die Verwendung einer Steigerungsform besonderen Nachdruck zu verleihen.
Hallo,
"optimal" besitzt keine Steigerungsform. Diese wäre lt. Definition von "optimal" auch sinnfrei!
Wenn etwas optimal ist, dann ist lt. Definition von "optimal", der bestmögliche Zustand erreicht und jede Veränderung an dem Zustand bewirkt eine Verschlechterung im Bezug auf die Zielfunktion.
Ich höre es selbst immer wieder (auch bei vielen Akademikern!) oder lese in vielen Texten, die sogar veröffentlicht werden. Auf einer halbwegs renommierten Seite oder einem renommierten Artikel/Bericht/Aufsatz werden Sie "am optimalsten" nicht vorfinden! Grund?
Meistens liegt es an der Bildung des "Verwenders". Viele Menschen setzen halt "optimal" mit "minimal" oder "maximal" gleich, und für diese Begriffe kann es lt. Definition auch Steigerungsformen geben. Denn es kann sich um ein sogenanntes "lokales Minimum/Maximum" handeln. In dem Fall wäre etwas was "am minimalsten" ist zwar auch sehr "unschön" verwenden, aber vollkommen korrekt.
In Gegensatz hierzu kann es ein "lokales Optimum" nicht geben!
Stadt A hat die Wasserversorgung unter den spezifischen Gegebenheiten optimal gelöst.
Stadt B hat im Vergleich zu A einen optimaleren Weg gefunden.
War noch nicht fertig.
Für mich ist Logik der bessere Weg der Problemlösung. Optimal ist subjektiv. Philosophisch betrachtet kann es optimal nicht geben, da es immer noch ein bißchen besser geht. Was heute optimal ist, ist morgen überholt und es gibt besseres, optimaleres.
Desgleichen Perfekt. Perfekt liegt im Auge des Betrachters. Und schon kommt jemand daher, gestaltet das Perfekte noch perfekter.
Wenn also etwas optimales verbessert wird - z.B. aufgrund neuer Erkenntnisse - dann wurde das optimale (Objekt) optimaler als zuvor.
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