Wie ich auf die Frage gestoßen bin:
Teil meiner Seminararbeit.
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Die Beantwortung Ihrer Frage ist Teil eines Forschungsprojekts zur Verständlichkeit von grammatischen Erklärungen. Wir bitten Sie deshalb darum, im Anschluss an die Lektüre der Antwort die Tools zur Bewertung (Fragebogen, Sternchenfunktion, Antwortoption) zu nutzen.
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Sprachsystem
Ihre Frage betrifft die Varianz bezüglich der Verbflexion im Deutschen, genauer geht es dabei um Differenzen zwischen starker und schwacher Verbflexion. Zu dem Hintergrund Ihrer Fragestellung sei an dieser Stelle zunächst auf eine andere Antwort auf unserer Seite verwiesen:
http://www.grammatikfragen.de/showth...-oder-gewunken
Im angegebenen Eintrag können Sie lesen, dass systematisch gesehen sowohl starke als auch schwache Verbformen bildbar sind: so im gegebenen Fall die Variante melkte (schwach) und die Variante molk (stark, mit Ablaut). Die Varianz kann dabei weiterhin die Partizip-II-Formen und sogar die Präsensformen in der 2. und 3. Person Singular betreffen, sodass folgende zwei Hauptreihen möglich sind:
Beispiel
1. melken, melkst, melkt, melkte, gemelkt (schwach)
2. melken, milkst, milkt, molk, gemolken (stark)
Es kann sogar - wenn auch selten - vorkommen, dass gemischte Reihen fest werden, vgl. etwa salzen, salzte, gesalzen.
Manchmal unterscheiden sich die schwache und die starke Variante in der Bedeutung, s. dazu:
http://www.grammatikfragen.de/showth...fgehangen-quot
Für melken gilt das nicht, die schwache und die starke Form sind hier "einfache" Konkurrenten und melken ist dabei nicht alleine, vgl. weitere Verben wie glimmen, hauen, schallen usw.
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Sprachgeschichte
Unter sprachhistorischem Aspekt ist die Varianz bei melken, so wie auch bei den meisten anderen Verben mit konkurrierenden (starken und schwachen) Formen, darauf zurückzuführen, dass manche ursprünglich starken Verben in die schwache Flexionsklasse wechseln. Dabei kann dieser sprachhistorische Prozess bei bestimmten Verben als bereits abgeschlossen gelten (Bsp.: bellen), aber vielfach begegnen Verben, bei denen sich der Wechsel noch nicht vollzogen hat. Das Verb melken ist nach der Online-Version des Grimm-Wörterbuches ursprünglich ein starkes Verb (melken, milkst, molk, gemolken), aber die schwachen Formen sind in der Schriftsprache schon seit dem 17. Jahrhundert belegt, zunächst melkst und melkt für die 2. bzw. 3. Ps. Sg. Angesichts dieser Tatsache ist es interessant, dass die Varianz immer noch vorliegt (s. weiter unten) und der Wechsel in die schwache Flexionsklasse gar nicht abgeschlossen ist. Das dürfte - zumindest aus heutiger Sicht - mit dem Umstand zusammenhängen, dass der Gebrauch von melken wohl als eingeschränkt (nämlich bezogen auf landwirtschaftliche Kontexte) betrachtet werden kann und somit die Verbreitung der schwachen Formen durch häufigen (allgemeinen) Gebrauch nicht stattfinden kann.
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Sprachgebrauch
Suchanfragen zur deutschen Gegenwartssprache in dem Online-Recherchesytsem COSMAS-II des IDS Mannheim zeigen folgendes Bild:
Beispiel
melkte: 34 Treffer vs. molk: 48 Treffer
melkten: 15 Treffer vs. molken: 26 Treffer
gemelkt: 13 Treffer vs. gemolken: 1566 Treffer
melkt: 366 Treffer vs. milkt: 0 Treffer
melkst: 2 Treffer vs. milkst: 0 Treffer
Aus den Ergebnissen geht hervor, dass die starken Formen insgesamt überwiegen und der Wechsel in die schwache Klasse nur teilweise zu sehen ist: Hervorzuheben sind dabei die 2. und 3. Person Singularformen, bei denen nur noch schwache Formen vorliegen. Die große Anzahl der Partizip-II-Formen mit gemolken sind auf Passivsätze zurückzuführen, dieser Bereich zeigt eine eindeutige Dominanz der starken Form.
Es handelt sich bei 'melken, molk, gemolken' um eine ältere Konjugationsvariante und um eine jüngere: 'melken, melkte, gemelkt'. Die jüngere hat sich (noch) nicht durchgesetzt.
Auffallend ist, dass man im Präsens mit 'er melkt' überwiegend die 'schwache' Konjugation wählt, im Präteritum hingegen die 'starke' vorzieht: 'er molk'. Beide Formen im selben Text gehen natürlich nicht.
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