Die von Ihnen als trennbar beschriebenen Verben
mitfahren und
mitkommen sind Partikelverben. Laut Dudengrammatik (Duden, Band 4) sind Partikelverben komplexe Verben mit einem morphologisch und syntaktisch trennbaren Erstglied. Verbpartikel sind Wortbildungsmittel, zu denen homonyme Wörter existieren. Das bedeutet, dass
mit zum einen Teil des Verbs
mitkommen ist. Zum anderen gibt es aber auch das selbstständige Wort
mit (z.B. als Präposition).
Bei den Partikelverben steht die Partikel in Verb-Zweitsätzen – wie Sie es beschrieben haben – am Satzende (Beispiel 1) und ist somit vom verbalen Bestandteil getrennt.
Mitkommen und
mitfahren bilden zudem – wie für Partikelverben typisch – den zu-Infinitiv und das Partizip II, indem sie
zu bzw.
ge- umschließen (Beispiele 2).
Beispiel
Beispiel 1:
Ich
komme nur bei gutem Wetter
mit.
Beispiele 2:
Er bat mich mit
zukommen/mit
zufahren.
Auch in diesem Jahr bin ich wieder mit
gekommen/mit
gefahren.
Nun schildern Sie jedoch zwei Fälle, in denen die Partikel eine untypische Position im Satz einnimmt (Beispiele 3).
Beispiel
Beispiele 3:
Ich komme
mit ins Kino.
Fährst du
mit nach Spanien?
Beispiel 4:
Ich komme ins Kino
mit.
Fährst du nach Spanien
mit?
Wenn Sie sagen, dass die Beispiele 4 unüblich erscheinen, haben Sie recht. Das ist darauf zurückzuführen, dass es sich in Ihren Beispielen nicht um die Verben
mitkommen und
mitfahren handelt, sondern um die Verben
kommen und
fahren (Beispiel 5).
Beispiel
Beispiel 5:
Ich komme ins Kino.
Fährst du nach Spanien?
Die Sätze (Beispiele 3) beinhalten also keine Partikelverben. Die Wortform
mit ist hier nicht Partikel des Verbs, sondern als Adverb Teil der Präpositionalgruppen „ins Kino“ und „nach Spanien“. Dabei transportiert
mit dieselbe Bedeutung, die es auch im Rahmen des Partikelverbs beisteuert: jemand nimmt Teil, jemand ist dabei.
Diese Rolle als Adverb zu einer Präpositionalgruppe übernimmt
mit häufig und zwar auch bei Verben, die kein entsprechendes Partikelverb mit
mit bilden (Beispiele 6).
Beispiel
Beispiele 6:
a. Doch wie der Berater wollte auch Favre über die Gespräche mit den Geschäftsführern Preetz und Ingo Schiller sowie Präsident Werner Gegenbauer , die ebenfalls
mit in Stegersbach sind , nichts sagen . (Die Zeit, 12.07.2009; online)
b. Aber das
gehört halt
mit zu meinem Job . (Die Zeit, 13.07.2009; online)
c. Die Nachkommen des Künstlerbruders , mit dem zusammen Wolfgang nach dem Krieg » Neu-Bayreuth « gegründet hatte und der 1966 starb,
wollten mit auf den Wagner-Thron . (Die Zeit, 11.07.2009, Nr. 29)
Alle Verben in Rahmen der Beispiele 6 (kursiv) bilden kein Partikelverben mit
mit (es gibt kein: mitsein, mitgehören, mitwollen). Dies zeigt, dass die Konstruktion der durch ein Adverb
mit erweiterten Präpositionalgruppe losgelöst vom Konzept des Partikelverbs betrachtet werden kann.
Zudem zeigt der Vergleich der Beispiele 3 und 4, dass es sich um Verben handelt, die eine leicht abgewandelte Bedeutung transportieren. Während in den Beispielen 3
kommen und
fahren mit einer Ortsangabe ganz natürlich wirken - das Verb verlangt hier semantisch eine Ortsangabe -, ist diese in den Beispielen 4 nicht notwendig (vgl. Beispiele 7).
Beispiel
Beispiele 7:
Ich kommen mit.
Fährst du mit?
Dass es sich in den von Ihnen geschilderten Beispielen (3) um die Verben
kommen und
fahren und um das die Präpositionalgruppen erweiternde Adverb
mit handelt, kann man auch testen, indem man
mit durch
auch ersetzt (Beispiel 8).
Beispiel
Beispiel 8:
Ich komme
auch ins Kino.
Fährst du
auch nach Spanien?
Das eine Adverb lässt sich hier durch ein anderes ersetzen.
Da es sich bei
mit in Ihren Beispielen also nicht um eine Verbpartikel handelt, sondern um ein Adverb zur Präpositionalgruppe, nimmt es im Verbzweitsatz auch nicht die Position am Satzende ein, sondern lässt sich in Abhängigkeit von der Präpositionalgruppe im Satz verschieben (Beispiel 9).
Beispiel
Beispiel 9:
Ich würde auch noch
mit ins Kino kommen.
Mit ins Kino würde ich auch noch kommen.
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