In meiner Dissertation zu Tempus und Temporalität in geschriebenen und gesprochenen Texten habe ich 675 Passivstrukturen in den Textsorten offizieller Brief und Rezension untersucht. Von diesen 675 Passivformen war nur eine Form als Futur I-Form realisiert. Dagegen fanden sich 26 Präsensformen mit Zukunftsbezug. Das folgende Beispiel aus einem offiziellen Brief dürfte diesen Befund nachvollziehbar machen:
Beispiel
(1) Es wird um Mitteilung gebeten, ob diese Kosten ggf. von der Universität getragen werden.
Wenn der Zukunftsbezug durch Futur I hergestellt würde, käme es zu folgendem Ergebnis:
Beispiel
(1a) Es wird um Mitteilung gebeten, ob diese Kosten ggf. von der Universität getragen werden werden.
Es dürfte deutlich werden, dass diese doppelte Verwendung von
werden (auch wenn es sich um zwei unterschiedliche Hilfsverbfunktionen handelt - einmal zur Markierung des Passivs, einmal zur Kennzeichnung des Futurs) stilistisch als unschön empfunden wird. Da in diesem Satz pragmatisch eindeutig ist, dass er sich auf Zukünftiges bezieht (wenn ich um Mitteilung bitte, kann diese Mitteilung nur zeitlich nach meiner Bitte erfolgen, also in der Zukunft), ist eine Kennzeichnung durch eine Futurform verzichtbar.
Ähnlich verhält es sich in Ihrem Beispiel: Durch das Adjektiv
nächsten ist der Zukunftsbezug bereits transparent. Er muss also nicht durch die Futurkategorie markiert werden.
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