Die Beantwortung Ihrer Frage ist Teil eines Forschungsprojekts zur Verständlichkeit von grammatischen Erklärungen. Wir bitten Sie deshalb darum, im Anschluss an die Lektüre der Antwort die Tools zur Bewertung (Fragebogen, Sternchenfunktion, Antwortoption) zu nutzen.
Sprachsystem
Es gibt im Deutschen zwei Typen komplex gebildeter Verben:
1. Partikelverben
Beispiel
teilnehmen, aufwachen
teilzunehmen, aufzuwachen
er nahm teil, er wachte auf
er hat teilgenommen, er ist aufgewacht
2. Präfixverben
Beispiel
begrüßen, schlussfolgern
zu begrüßen, zu schlussfolgern
er begrüßte, er schlussfolgerte
er hat begrüßt, er hat geschlussfolgert
Bei den Partikelverben ist die so genannte Verbpartikel (in den Beispielen hier: teil, auf) trennbar vom Verb. Bei diesen Verben wird bei der Partizip- und Infinitivbildung ge- bzw. zu zwischen die beiden Verbbestandteile (Verbpartikel und Stamm) geschoben.
Bei den Präfixverben hingegen ist das Präfix fester Bestandteil des Verbs, es kann nicht vom Verb abgetrennt werden. Folglich erscheinen ge- und zu auch nicht zwischen Präfix und Stamm.
Das Problem bei den von Ihnen genannten Beispielen besteht nun darin, dass sozusagen nicht immer auf der Hand liegt, ob ein Verb ein Partikel- oder ein Präfixverb ist. Da es im Sprachsystem beide Möglichkeiten gibt, kann bei komplexen Verben nur im Sprachgebrauch ausgehandelt werden, wie ein Partizip oder ein Infinitiv zu bilden ist. Es gibt eine ganze Reihe Verben, bei denen laut Dudengrammatik § 625 Schwankungen bestehen, bspw: notlanden, wattwandern, schutzimpfen.
Bei downloaden kommt zusätzlich hinzu, dass es sich um ein aus dem Englischen entlehntes Verb handelt. Zwar wird es als Ganzes aus dem Englischen übernommen, trotzdem besteht die Möglichkeit, es dem deutschen grammatischen System anzupassen.
Bitte beachten Sie dazu die bereits beantwortete Frage:
http://www.grammatikfragen.de/showth...id=partizipien
Sprachgebrauch
Da aus sprachsystematischer Sicht beide Varianten möglich sind, soll nun ein Blick in den Sprachgebrauch Aufschluss über Gebrauchspräferenzen geben. Die Sprachgebrauchsdaten werden mit dem wissenschaftlich fundierten Recherchesystem des Instituts für deutsche Sprache Mannheim CosmasII erhoben und durch Googlebefunde ergänzt. Die ergänzende Googlesuche ist notwendig, da in der Textsammlung des IdS (DeReKo = Deutsches Referenzkorpus), obwohl diese inzwischen 24 Milliarden Wortformen umfasst, die gefragten Varianten häufig nur relativ selten vorkommen. Bei Google finden sich häufig deutlich mehr Treffer, die Zahlen sind aber aus den folgenden beiden Gründen mit Vorsicht zu genießen:
1. Google unterscheidet nicht zwischen "echten" Sprachgebrauchstreffern und metasprachlichen Diskussionen. Die Frage zu downgeloadet/gedownloadet in unserem Forum bspw. ist auch ein Treffer bei Google. Insgesamt betrachtet machen die metasprachlichen Diskussionen aber in aller Regel den deutlich geringeren Anteil an den Gesamttreffern aus.
2. Google bemüht sich um personalisierte und schnelle Suchergebnisse, die Treffergenauigkeit steht hier also nicht im Vordergrund.
Dennoch - und deshalb wird hier trotz der genannten Einschränkungen auf Google zurückgegriffen - lassen sich doch Eindrücke über allgemeine Gebrauchstendenzen gewinnen.
Staubsaugen
1. Schreibung
Bei Staubsaugen kommt als weiteres Problem hinzu, dass die Getrennt- vs. Zusammenschreibung schwankt, wir finden also bspw. sowohl staubgesaugt als auch Staub gesaugt. Da diese Frage hier nicht im Mittelpunkt steht, werden die Belege für beide Schreibvarianten im Folgenden aufaddiert.
2. Partizipienbildung
Es überwiegt der Gebrauch als Partikelverb: Bei Cosmas II stehen 75 Treffern für staubgesaugt 32 Belege für gestaubsaugt gegenüber. Diese Tendenz kann durch Google mit einer Quote von 41.300 zu 16.000 bestätigt werden.
3. Infinitivbildung
Auch hier bestätigt sich die Tendenz zum Partikelverb: staubzusaugen überwiegt bei Cosmas II mit 59 Belegen gegenüber 4 für zu staubsaugen und bei Google mit 11.370 zu 4.850.
4. Präteritum
Hier ist es genau umgekehrt: 3:10 bei Cosmas II für saugten staub und staubsaugten und bei Google ca. 300 : 3.700. Hier besteht also eher eine Tendenz zur Nichttrennbarkeit, also zum Gebrauch als Präfixverb. Das Präteritum ist insgesamt aber deutlich seltener belegt als das mit dem Partizip gebildete Perfekt.
Downloaden
1. Schreibung
Auch bei der Partizipienbildung von downloaden haben wir es mit Schreibvarianten zu tun. Sie haben in Ihrer Frage downgeloaded/gedownloaded verwendet. Dabei übernehmen Sie die Endung -d aus der Partizipienbildung des Englischen. Das Präfix ge- hingegen ist ein deutscher morphologischer Bestandteil der Partizipienbildung. Wenn man das Partizip mit ge- quasi "eindeutscht", ist es also im Grunde genommen nur konsequent, auch die Schreibweise dem Deutschen anzupassen: downgeloadet/gedownloadet. Bei Google zeichnet sich mit 91.300 Treffern für downgeloadet, 329.000 Treffern für gedownloadet, 57.400 Treffern für downgeloaded und 142.000 Treffern für gedownladed eine Tendenz für die weniger in das Deutsche integrierte Variante ab.
2. Partizipienbildung
Diesen Angaben können Sie bereits entnehmen, dass sich bei Google eine Tendenz zur Präfixverbvariante abzeichnet. Bei CosmasII ist es genau umgekehrt: 90 Belege für downgeloadet und 37 für gedownloadet. Bei der Schreibweise mit -d ist es hier ausgewogen: 38 Belege für downgeloaded und 34 für gedownloaded.
3. Infinitivbildung
Die Tendenz zur Partikelverbbildung kann bei Cosmas II für die zu-Infinitivbildung bestätigt werden: 80 Belege für downzuloaden, 19 für zu downloaden. Auch hier ergibt Google wieder ein gegenteiliges Bild: Hier überwiegt zu downloaden mit 379.000 zu 239.000.
4. Präteritum
Das Präteritum wird auch hier deutlich seltener gebraucht als die Partizipien. So gibt es sogar bei Google nur drei Treffer für loadeten down, downloadeten ist bei Google 2.600mal und bei CosmasII dreimal belegt.
Fazit: Der Sprachgebrauch ist hier insgesamt sehr tolerant. Derzeit scheint bei downloaden die Präfixverbvariante gedownloadet und bei staubsaugen die Partikelverbvariante staubgesaugt zu überwiegen.
Geändert von Mathilde Hennig (28.03.2015 um 07:37 Uhr)
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