Wie ich auf die Frage gestoßen bin:
Textsatz einer wissenschaftlichen Broschüre
Vielen Dank!°)
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Die Beantwortung Ihrer Frage ist Teil eines Forschungsprojekts zur Verständlichkeit von grammatischen Erklärungen. Wir bitten Sie deshalb darum, im Anschluss an die Lektüre der Antwort die Tools zur Bewertung (Fragebogen, Sternchenfunktion, Antwortoption) zu nutzen.
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Sprachsystem
In Ihrer Frage geht es darum, wie das Wort Beteiligter zu flektieren ist. Zu dieser Frage befindet sich bereits hier ein Beitrag: http://www.grammatikfragen.de/showth...ight=beteiligt
Die Frage nach der Flexion von Beteiligter stellt sich, da es sich bei diesem Wort um ein substantiviertes Partizip handelt, welches adjektivisch flektiert wird. Im Deutschen gibt es zwei unterschiedliche Flexionsmuster für Adjektive, die die folgende Tabelle anhand Ihres Beispiels zeigt:
starke Flexion schwache Flexion Nominativ Beteiligte (die) Beteiligten Genitiv Beteiligter (der) Beteiligten Dativ Beteiligten (den) Beteiligten Akkusativ Beteiligte (die) Beteiligten
Die schwache Flexion ist für ein substantiviertes Partizip dann zu wählen, wenn vor ihm ein definiter Artikel steht. Andernfalls muss die starke Flexion gewählt werden.
Ihr Zweifelsfall resultiert nun daraus, dass der Status von all- nicht klar ist. Laut Dudengrammatik steht all- zwischen Artikelwort und Adjektiv. (Vgl. Dudengrammatik, Randnummer 1526)
Zu dieser Problematik findet sich bereits hier ein Beitrag:
http://www.grammatikfragen.de/showth...highlight=herr
Wenn all- ein Artikelwort ist, dann müsste das substantivierte Partizip schwach flektiert werden. Es würde demnach lauten:
Beispiel
Unter Einbezug der Interessen aller Beteiligten
Ist all- hingegen ein Adjektiv, dann müsste das substantivierte Partizip parallelflektiert werden, was bedeutet, dass es dasselbe Flexionsmuster aufweisen muss, wie das erste Adjektiv. Beide Wörter würden demnach stark flektiert werden, da vor all- kein Artikel steht. Es hieße demnach:
Beispiel
Unter Einbezug der Interessen aller Beteiligter
Sowohl im Duden 9 als auch der Dudengrammatik wird dafür plädiert, all- als Artikelwort einzustufen, sodass für das substantivierte Partizip die schwache Flexion zu wählen wäre. (Vgl. Dudengrammatik, Randnummer 1526/Duden 9, S.56) Es käme zwar auch die starke Flexion nach all- vor, diese würde aber im Sprachgebrauch tendenziell seltener verwendet werden und klinge veraltet. (Vgl. Duden 9, S. 56)
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Sprachgebrauch
Eine kleine Untersuchung des Sprachgebrauchs soll diese Einschätzung des Dudens überprüfen.
Die Sprachgebrauchsdaten werden mit dem wissenschaftlich fundierten Recherchesystem des Instituts für deutsche Sprache Mannheim CosmasII erhoben und durch Googlebefunde ergänzt. Die ergänzende Googlesuche ist notwendig, da in der Textsammlung des IdS (DeReKo = Deutsches Referenzkorpus), obwohl diese inzwischen 24 Milliarden Wortformen umfasst, die gefragten Varianten häufig nur relativ selten vorkommen. Bei Google finden sich häufig deutlich mehr Treffer, die Zahlen sind aber aus den folgenden beiden Gründen mit Vorsicht zu genießen:
1. Google unterscheidet nicht zwischen "echten" Sprachgebrauchstreffern und metasprachlichen Diskussionen. Die Frage zu downgeloadet/gedownloadet in unserem Forum bspw. ist auch ein Treffer bei Google. Insgesamt betrachtet machen die metasprachlichen Diskussionen aber in aller Regel den deutlich geringeren Anteil an den Gesamttreffern aus.
2. Google bemüht sich um personalisierte und schnelle Suchergebnisse, die Treffergenauigkeit steht hier also nicht im Vordergrund.
Dennoch - und deshalb wird hier trotz der genannten Einschränkungen auf Google zurückgegriffen - lassen sich doch Eindrücke über allgemeine Gebrauchstendenzen gewinnen.
Sucht man in Cosmas II und Google nach ihrem Zweifelsfall erlangt man folgende Ergebnisse:
Cosmas II Interesse aller Beteiligter ca. 3.100 Treffer ca. 10 Treffer Interesse aller Beteiligten ca. 37.000 Treffer ca. 377 Treffer
Diese Stichprobe des Sprachgebrauchs unterstützt die Einschätzung des Dudens, dass all- offenbar als Artikelwort eingestuft wird und deswegen die schwache Flexion in der Tendenz weit überliegt.
Fazit: Demnach sind zwar beide von Ihnen vorgestellten Varianten durchaus denkbar, im Sprachgebrauch überwiegt jedoch die Variante mit schwacher Flexion nach all-. Die präferierte Variante ist also:
Beispiel
Unter Einbezug der Interessen aller Beteiligten
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