Da es sich bei einer Frage zur Satzanalyse um keinen den Sprachgebrauch betreffenden grammatischen Zweifelsfall handelt, wird hier auf unser auf Zweifelsfälle ausgerichtetes Antwortschema mit den Icons verzichtet. Wir möchten Sie dennoch bitten, unseren kurzen Fragebogen zur Bewertung unserer Antwort auszufüllen.
In Ihrer Frage geht es um die Bestimmung des Kasus von „Gott“ in der Redewendung „Gott zum Gruß(e)“. Es folgt das Kasus-Paradigma zum Substantiv „Gott":
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Singular |
Nominativ | (der) Gott |
Genitiv | (des) Gottes |
Dativ | (dem) Gott |
Akkusativ | (den) Gott |
Wie Sie anhand der Tabelle erkennen können, besteht das spezifische Problem bei „Gott“ darin, dass es den Nominativ, Dativ oder Akkusativ darstellen kann. Dieser Umstand kann die Identifizierung des Kasus erschweren. Daher werde ich bei der Beantwortung Ihrer Frage andere Beispiele anführen, an denen die Kasusmarkierungen besser erkennbar sind. Die Erklärung ist analog zu Ihrem Fallbeispiel.
Das zweite große Problem für die Kasusbestimmung ist, dass es sich in der Wendung um keinen vollständigen Satz handelt (das finite Verb fehlt beispielsweise). Dementsprechend kann man den vollständigen Satz hinter der Wendung nur mutmaßen. Inhaltlich bleibt also die Frage offen, wer wen grüßt (Grüßt die angesprochene Person Gott/die Zwölfe oder grüßt Gott/ grüßen die Zwölfe die angesprochene Person?). Die Frage, wer wen grüßt, ist allerdings für die Bestimmung des Kasus essentiell. Somit sind in der offenen Wendung verschiedene Lesarten und damit verschiedene Kasus möglich.
Nun kann die Frage, in welchem Kasus „Gott“ in der o.g. Redewendung steht, durch verschiedene Lesarten beantwortet werden. Analog gehe ich dazu auf Ihr Beispiel „die Zwölfe zum Gruße“ und „den Zwölfen zum Gruße“ ein. Da in diesem Beispiel ein bestimmter Artikel vorhanden ist, ist der Kasus klar bestimmbar.
|
Plural |
Nominativ | (die) Zwölfe |
Genitiv | (der) Zwölfen |
Dativ | (den) Zwölfen |
Akkusativ | (die) Zwölfe |
Die Kasusbestimmung hängt davon ab, wer wen grüßt. Im
Beispiel
die Zwölfe zum Gruße
würden die Zwölfe das Gegenüber grüßen und stehen somit im Nominativ. In einen Satz konstruiert könnte diese Kasus-Bestimmung wie folgt aussehen:
Beispiel
Die Zwölfe erheben zum Gruße die Hand.
Im Fall
Beispiel
den Zwölfen zum Gruße
sollen die Zwölfe gegrüßt werden (es kann wohl als Aufforderung gesehen werden, gemeinsam die Zwölfe zu grüßen). Somit steht „den Zwölfen“ hier im Dativ (vgl. Paradigma in der Tabelle).
Sie selbst schlugen den Akkusativ als Kasus vor. Wenn man Probleme damit hat, die Kasus im Plural zuzuordnen, kann man die Ersatzprobe mit einem Beispiel im Singular anwenden. Sie können Sie den Kasus vielleicht besser erkennen, indem Sie ein anderes Wort für „den Zwölfen“ im Singular einsetzen. Beispielsweise könnten wir „Mann“ im Singular verwenden.
Beispiel
Dem Mann zum Gruße
Hier würde man wohl nicht mit
Beispiel
Den Mann zum Gruße
ersetzen. Dementsprechend kann der Akkusativ als Kasus ausgeschlossen werden. In diesem Fall steht „Mann" in der Phrase „dem Mann zum Gruße“ im Dativ.
Die große Problematik in der von Ihnen genannten Wendung besteht darin, dass wir es nicht mit einem vollständigen Satz zu tun haben (das finite Verb fehlt beispielsweise). Daher sind beide Lesarten potentiell möglich: Sie können sowohl den Nominativ als auch den Dativ in einen potentiellen Kontext einsetzen.
Dativ:
Beispiel
Dem Mann zum Gruße heben wir die Hand.
Dem Mann geben wir die Hand zum Gruße.
Nominativ:
Beispiel
Der Mann gibt zum Gruße dir die Hand.
Analog kann man die gleiche Herangehensweise bei „Gott zum Gruße“ anwenden.
Es stellt sich erneut die Frage, wer grüßt bzw. gegrüßt wird.
Beispiel
(der) Gott zum Gruße
Im Nominativ würde Gott quasi das Gegenüber grüßen. In einem potentiellen Kontext könnte der Satz vollständig wie folgt aussehen:
Beispiel
(Der) Gott erhebt zum Gruße die Hand.
Im Dativ wiederum soll Gott gegrüßt werden (evtl. Aufforderung, gemeinsam Gott zu grüßen).
Beispiel
(dem) Gott zum Gruße
Vollständig könnte der Satz so aussehen:
Beispiel
(Dem) Gott zum Gruße erheben wir die Hand.
Welcher Kasus vorliegt, ist also von der Lesart abhängig.
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