Wie ich auf die Frage gestoßen bin:
ich weiß nicht,ob das akkusativ oder dativ ist.
Wie ich auf die Frage gestoßen bin:
ich weiß nicht,ob das akkusativ oder dativ ist.
Die Beantwortung Ihrer Frage ist Teil eines Forschungsprojekts zur Verständlichkeit von grammatischen Erklärungen. Wir bitten Sie deshalb darum, im Anschluss an die Lektüre der Antwort die Tools zur Bewertung (Fragebogen, Sternchenfunktion, Antwortoption) zu nutzen.
![]()
Sprachsystem
In Ihrer Frage geht es um die Verwendung des Wortes außer. Das Wort außer ist multifunktional, d.h. es kann auf verschiedene Weisen verwendet werden. Dieses unterschiedliche Verhalten von außer ist dann geknüpft an unterschiedliche Kasusverwendungen, die im Folgenden aufgezeigt werden sollen.
Zunächst sei der vollständigkeitshalber auf zwei Verwendungsweisen eingegangen, bei denen die Kategorie Kasus im Sinne Ihrer Frage keine Rolle spielt:
1) Außer kann zunächst Konjunktion verwendet werden im Sinne von es sei denn/ausgenommen:
Beispiel
Ich werde zur Party erscheinen, außer es regnet.
Ich habe nichts erfahren können, außer dass sie abgereist ist.
2) Zudem kann außer als Wortbaustein dafür genutzt werden, um eine Verneinung in Verbindung mit bestimmten Adjektiven zu bilden, die ausdrückt, dass die beschriebene Sache außerhalb von etwas liegt:
Beispiel
Bei der Veranstaltung handelt es sich um eine außeruniversitäre Feier.
Neben diesen zwei Verwendungsweisen gibt es jedoch zwei weitere, bei denen sich die Frage nach dem Kasus der folgenden Nominalgruppe stellt. Die erste dieser Verwendungsweise ist die Verwendung von außer als Präposition. Für diese Verwendungsweise werden zwei unterschiedliche Bedeutungen unterschieden:
3a) Außer kann in der Bedeutung von abgesehen von verwendet werden, wie im Satz:
Beispiel
Außer dir habe ich keinen Freund.
3b) Außer kann zudem ausdrücken, dass etwas außerhalb einer räumlichen/zeitlichen Gegebenheit, Zuordnung oder anders gearteten Beziehung geschieht. Diese Verwendung liegt beispielsweise im folgenden Satz vor:
Beispiel
Sie war nun endlicher außer Gefahr.
Wird außer als Präposition verwendet, dann fordert es eine Nominalgruppe in einem bestimmten Kasus. Dieses Fordern eines Kasus wird in der Linguistik als Rektion bezeichnet. Im Regelfall stehen die meisten Präpositionen mit genau einem Kasus. Im Dudenuniversalwörterbuch heißt es, dass außer in der Regel den Dativ regiert, sprich die Nominalgruppe nach außer muss im Dativ stehen, wie im folgenden Beispiel:
Beispiel
Man hörte nichts außer dem Ticken [= geforderte Nominalgruppe im Dativ] der Uhr.
In seltenen Fällen findet auch der Genitiv Verwendung, wird aber häufig als veraltet eingestuft. (Vgl. Duden 9, S. 130) Ein Beispiel bei dem der Genitiv noch heute verwendet werden würde ist:
Beispiel
„Er weilte außer Landes, bis das Urteil mittels Amnestie aufgehoben wurde.“ (NEW09/SEP.00413 NEWS, 24.09.2009, S. 140; Armer, reicher Flavio)
Dabei ist anzumerken, dass die Verwendung mit dem Genitiv nur in bestimmten Kombinationen auftritt. Dies betrifft vor allem die folgenden Verwendungsweisen:
Beispiel
außer Landes gehen
außer Landes sein / leben
außer Hauses sein
Im Duden 9 heißt es nun, dass sich der Akkusativ zunehmend nach außer durchsetzt in Verbindung mit Verben der Bewegung. (Duden 9, S. 130) Dies zeigt das folgende Beispiel:
Beispiel
„[…] und es stehe außer jeden Zweifel, daß er sachlich gut gearbeitet […] habe.“ (BZK/W64.01320 Die Welt, 07.11.1964, S. 9, Ressort: LOKALES; Wohlfahrtsverbände haben Vertrauen zu Johannes Völckers)
Wird außer mit geraten verwendet, dann schwankt die Wahl zwischen dem Dativ und Akkusativ:
Beispiel
Ich geriert außer mir.
Ich geriert außer mich.
Das bedeutet, dass die Präposition außer i.d.R. mit dem Dativ steht, jedoch auch der Genitiv in wenigen Fällen noch vorkommt und der Akkusativ – je nach Verwendungszusammenhang – präferiert wird.
Darüber hinaus kann außer jedoch auch als eine bestimmte Art von Junktor verwendet werden. Junktoren sind Wörter, die eine verknüpfende Funktion haben. Dabei können Junktoren sowohl Wortteile als auch Wörter, Wortgruppen, Satzglieder und (Teil-)Sätze miteinander verknüpfen. Außer kann als eine bestimmte Variante eines solchen Junktors verwendet werden, nämlich als so genannten Adjunktor.
Adjunktoren sind also verknüpfende Elemente im Satz. Ein Beispiel für einen Adjunktor wäre das Wort als im folgenden Beispielsatz:
Beispiel
Marie sollte als Lehrerin ihre politische Haltung zurückhalten.
Der Adjunktor als ist hier Teil des Satzglieds. Das bedeutet, dass er nicht alleine im Satz stehen kann bzw. nicht ohne die Wortgruppe Lehrerin verschoben werden kann. Dies ist eine Eigenschaft, die sich Adjunktoren mit Präpositionen teilen. Auch Präpositionen können nicht ohne die zu ihnen gehörende Nominalgruppe im Satz verschoben werden. Anders als Präpositionen legt ein Adjunktor die Nominalgruppe nicht auf einen bestimmten Kasus fest. Während die Präposition mit beispielsweise immer den Dativ fordert, kann als mit Nominalgruppen in verschiedenen Kasus stehen. Dennoch ist die Wahl des Kasus in der auf einen Adjunktor folgenden Nominalgruppe nicht vollkommen willkürlich, sondern ist durch den Adjunktor auf eine bestimmte Weise festgelegt. Bei dieser Festlegung handelt es sich jedoch nicht um die Kasusrektion wie bei Präpositionen, sondern der verknüpfte Teil muss auf das Bezugswort abgestimmt sein. Dies sieht man am Beispiel durch die Kongruenz des Substantivs Marie mit der Nominalgruppe Lehrerin:
Beispiel
Marie (= Nominativ Singular Femininum) sollte als Lehrerin (= Nominativ Singular Femininum) ihre politische Haltung zurückhalten.
Adjunktoren zeichnen sich also dadurch aus, dass sie die grammatischen Merkmale der folgenden Wortgruppe festlegen ohne kasusregierend zu sein. Darüber hinaus verknüpfen Adjunktoren immer gleichrangige Elemente. Sie haben zudem einen zuweisenden Charakter. Das heißt, dass sie zum Ausdruck eines Vergleiches oder zur Identifizierung (Zuordnung) dienen können.
Wenn außer als Adjunktor verwendet wird, dann hängt es von dem Bezugswort ab, in welchem Kasus die nachfolgende Nominalgruppe steht:
Beispiel
Nominativ: Niemand [Bezugswort im Nominativ] kann es herausbekommen außer ich [= Nominativ] selbst.
Beispiel
Genitiv: Ich entsinne mich all dieser Vorfälle [= Bezugswort im Genitiv] nicht mehr außer eines einzigen[= Genitiv].
Beispiel
Akkusativ: Ich kenne niemanden [= Bezugswort im Akkusativ] außer ihn [=Akkusativ].
Um also den Kasus der auf außer folgenden Nominalgruppe festlegen zu können, muss unterschieden werden, in welcher Funktion außer auftritt, also ob es sich um eine Präposition oder um einen Adjunktor handelt. Das Problem hierbei besteht nun darin, dass sich Präpositionen und Adjunktoren relativ ähnlich sind. Beide sind Teil eines Satzglieds und stehen immer mit einer auf sie folgenden Nominalgruppe, deren Kasus sie auf eine bestimmte Weise beeinflussen: Bei der Präposition wird der Kasus der Nominalgruppe direkt durch die Präposition selbst festgelegt, bei dem Adjunktor hingegen hängt sie vom entsprechenden Bezugswort ab, welches durch den Adjunktor mit der Nominalgruppe verbunden wird. Um also zwischen Präposition und Adjunktor unterscheiden zu können, muss überprüft werden, ob es ein Bezugswort für die Nominalgruppe gibt. Gibt es dieses Bezugswort, dann handelt es sich bei außer in diesem Fall um einen Adjunktor und die Nominalgruppe muss mit ihrem Bezugswort hinsichtlich des Kasus übereinstimmen. Gibt es hingegen kein Bezugswort, dann handelt es sich bei außer um eine Präposition und die Nominalgruppe würde in den von außer geforderten Kasus gesetzt werden. Das hat zur Konsequenz, dass Adjunktoren – wie bereits gezeigt - anders als Präpositionen mit verschiedenen Kasus auftreten können. Um dies zu zeigen, kann man die Probe anwenden, ob sich der Kasus bei unterschiedlichen Funktionen des Bezugsausdrucks verändert. Dies geschieht im Folgendem am Beispiel des Adjunktors als:
Beispiel
Als guter Freund hilft er mir.
Ich helfe ihm als guten Freund.
Ich rufe ihn als guten Freund an.
Fazit: Das bedeutet, dass für Ihre Frage, dass die Wahl des Kasus davon abhängt, in welcher Funktion Sie das Wort außer verwenden wollen. Je nach Funktion ergeben sich daraus unterschiedliche Anforderungen an die darauffolgende Nominalgruppe.
Man trifft im deutschschweizerischen Standarddeutsch auch auf die Präposition "ausser" mit Nominativ.
Beispiel:
"Alle Parteien sind für die Verlängerung der Osthilfe - ausser die SVP."
http://www.aargauerzeitung.ch/schwei...-svp-128998826
Der Nominativ klingt für Deutschschweizer besser als der Dativ, weil er in den deutschschweizerischen Dialekten vorkommt und der Dativ nicht. Auch grammatisch wäre der Nominativ gar nicht so unlogisch.
Lieber Herr Grammatikus,
vielleicht haben Sie unsere Antwort nicht im Detail nachvollziehen können.
In Ihrem Beispiel ist außer ein Adjunktor und keine Präposition. Es handelt sich also nicht um eine Präposition, die den Nominativ regiert, sondern der Nominativ ergibt sich durch den Bezug zum Bezugsausdruck alle Parteien. Das erkennt man daran, dass sich der Kasus ändert, wenn die Parteien im Satz eine andere Funktion einnehmen und deshalb in einem anderen Kasus stehen:
Beispiel
Alle Parteien <Nominativ> sind für die Verlängerung der Osthilfe - außer die SVP <Nominativ>
Wir diskutieren das Problem mit allen Parteien <Dativ> außer der SVP <Dativ>
Die Wähler wählen alle Parteien <Akkusativ> außer die SVP <Akkusativ>
Da Nominativ und Akkusativ im Plural nicht unterscheidbar sind, hier noch eine Beispielgruppe mit einem Maskulinum Singular:
Beispiel
Alle Parteimitglieder <Nominativ> sind für die Verlängerung der Osthilfe - außer der Parteivorsitzende <Nominativ>
Wir diskutieren das Problem mit allen Parteimitgliedern <Dativ> außer dem Parteivorsitzenden <Dativ>
Die Wähler wählen alle Parteimitglieder <Akkusativ> außer den Parteivorsitzenden <Akkusativ>
Lesezeichen