In Ihrer Frage geht es um die Bildung der 2. Person Singular Aktiv im Präteritum bei Verben, deren Stamm auf -s, -ss, -ß, -x, - chs, -z oder -sch endet. Sie fragen sich, ob Sie ein Schwa (einen e-Einschub) vor das Personalsuffix -st setzen sollen oder nicht. Insgesamt fällt Ihre Fragestellung in den T
hemenbereich der Verbalflexion.
Zuerst sollten wir klären, wann überhaupt ein e-Einschub stattfindet.
"Der e-Einschub richtet sich nach folgender allgemeiner Regel:
Verben, deren Stamm auf (a) -d oder -t oder (b) auf Obstruent + Nasal (m,n) endet, schieben vor Endungen mit -t und vor der Endung -st den Vokal Schwa (e) ein." (Dudengrammatik, §617)
Beispiel
gründen - Stamm auf d:
du gründest; er/ihr gründet; ich gründete, du gründetest
atmen - Stamm auf Obstruent (Plosiv, Frikativ, Affrikata) + Nasal:
du atmest, er/ihr atmet; ich atmete; du atmetest
Bei Verben, deren
Stamm auf -s, -ss, -ß, -x, -chs, -z endet, lautet die
normale Endung der 2. Person Singular Indikativ Präsens
-t. Das heißt, es findet hier in der Regel
kein e-Einschub statt.
Beispiel
küssen - Stamm auf ss:
du küsst
faxen - Stamm auf x:
du faxt
benutzen - Stamm auf z:
du benutzt
Verben, deren
Stamm auf -sch endet, verwenden für die 2.Pers. Sg. Ind. Prä. die Flexionsendung
- st. Auch hier erfolgt in der Regel
kein e-Einschub.
Beispiel
waschen - Stamm auf sch:
du wäschst
Doch wie ist das Auftreten von Formen wie "du rasest", "du küssest" du "reißest" "du benutzest" zu erklären?
Die Dudengrammatik schreibt hierzu:
"In der 2. Pers. Sg. Ind. Präs. ist der e-Einschub stilistisch markiert (poetisch, veraltet)."
Es erfolgt also keine systematische Abgrenzung der beiden Formen, sondern eine stilistische.
Dieses Prinzip lässt sich nun analog auf das Präteritum anwenden.
Endet der Präteritum-Stamm des Verbs auf auf (a) -d oder -t oder (b) auf Obstruent + Nasal (m,n), erfolgt ein e-Einschub.
Beispiel
rasen - Präteritum-Stamm:
rast - endet auf t, daher e-Einschub
du rastest
gründen - Präteritum-Stamm:
gründet - endet auf t, daher e-Einschub
du gründetest
Alle schwach flektierten Verben bilden das Präteritum auf -t.
Davon können die stark flektierten Verben abweichen: Diese können theoretisch auf
-s, -ss, -ß, -chs enden. Wenn sie auf diese erfolgt hier in der Regel kein e-Einschub und die in der Regel verwendete Endung lautet
-t.
Beispiel
essen - Präteritum-Stamm:
aß, daher kein Einschub
du aßt
lesen - Präteritum-Stamm:
las, daher kein Einschub
du last
wachsen - Präteritum-Stamm:
wuchs, daher kein Einschub
du wuchst
Die stark flektierten Verben können im Präteritum-Stamm auch auf -sch enden. Auch hier wird dann auf den e-Einschub verzichtet, die Flexionsendung lautet aber -st.
Beispiel
waschen - Präteritum-Stamm:
wusch, daher kein Einschub
du wuschst
Der e-Einschub bei den stark flektierten Verben
Beispiel
aßest
lasest
wuchsest
wuschest
wäre nach Dudengrammatik analog stilistisch markiert (poetisch, veraltet) und dementsprechend aus einer stilistischen Entscheidung heraus gebraucht.
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