Ihre Zweifelsfälle betreffen die
Auswahl zwischen schwacher und starker Adjektivdeklination. Je nach Deklination können Adjektive unterschiedliche Endungen erhalten:
Deklinationstabelle 1 für schwach deklinierte Adjektive (Neutrum, Singular)
Nominativ |
(dieses) klare Wetter |
Genitiv |
(dieses) klaren Wetters |
Dativ |
(diesem) klaren Wetter |
Akkusativ |
(dieses) klare Wetter |
Deklinationstabelle 2 für stark deklinierte Adjektive (Neutrum, Singular)
Nominativ |
klares Wetter |
Genitiv |
klaren Wetters |
Dativ |
klarem Wetter |
Akkusativ |
klares Wetter |
Um beim ersten Fall zu entscheiden, ob das Adjektiv schwach oder stark dekliniert wird, bedient man sich zweier Prinzipien:
Monoflexion beschreibt, dass es in einer Nominalgruppe nur einen
Hauptmerkmalträger gibt, der den Kasus markiert. Wenn das Adjektiv Hauptmerkmalträger ist, wird es stark dekliniert. Da in der Nominalgruppe ihres ersten Beispiels kein Artikel vorhanden ist (man spricht auch von einem
Nullartikel), kann das Adjektiv nur Hauptmerkmalträger sein.
Parallelflexion beschreibt, dass bei einer Reihung alle Adjektive entweder schwach oder stark flektiert werden. Wenn man dies auf den ersten Fall anwendet, kommt man zu folgendem Ergebnis:
Fall I
nur bei klarem, warmem, sonnigem Wetter (Dativ, stark)
nur bei (diesem) klaren, warmen, sonnigen Wetter (Dativ, schwach)
Im Fall I, für den die Deklinationstabellen oben angelegt wurden, stehen in Ihrem Beispiel die Dative der Deklinationen zur Auswahl. Nach den genannten Prinzipien (es ist kein Artikel vorhanden, die Adjektive werden parallel flektiert) würden alle drei Adjektive stark dekliniert werden. Gerade im Singular Dativ Neutrum tritt jedoch häufig Wechselflexion auf, vor allem bei einem Unterordnungsverhältnis:
Sie entließen den Patienten in gebessertem psychischen Zustand.
(Der psychische Zustand hat sich gebessert.)
Parallelflexion bedeutet in der Regel Gleichrangigkeit. Diese ist durch die Einsetzbarkeit von
und zu überprüfen und in Ihrem Beispiel gegeben:
*Sie entließen den Patienten in gebessertem und psychischen Zustand.
nur bei klarem und warmem und sonnigem Wetter
Fall II
bei solch törichtem Geschwätz (Dativ, stark)
bei solch (einem) törichten Geschwätz (Dativ, schwach)
In Fall II steht vor dem Adjektiv
solch, ein Pronomen, das hier wie ein unbestimmter Artikel gebraucht wird (wie
so ein). Bei unbestimmten Artikeln gilt, dass das Adjektiv Hauptmerkmalträger ist, wenn die nominalen Kategorien wie der Kasus nicht am Artikel markiert sind. Das trifft auf dieses Beispiel zu, weshalb das Adjektiv stark flektiert wird.
Da es sich bei der Kombination aus
solch und Adjektive um einen speziellen Fall handelt und durchaus Schwankungen zwischen schwacher und starker Adjektivdeklination im Sprachgebrauch existieren können, schauen wir uns diesen unterhalb der sprachsystematischen Erklärung nochmal genauer an.
Fall III
auf dessen erschöpftem Gesicht sich Enttäuschung breit machte (Dativ, stark)
auf dessen (fahlem) erschöpften Gesicht sich Enttäuschung breit machte (Dativ, schwach)
In Fall III steht vor dem Adjektiv die Genitivform
dessen. Hierbei handelt es sich um ein Pronomen, das als vorangestelltes Genitivattribut fungiert, und nicht um einen Artikel. Aus dem Grund wird das Adjektiv in dem Fall stark flektiert wird. Auch hier liegt aufgrund von
dessen ein spezieller Fall vor, bei dem wir noch eine Analyse des Sprachgebrauchs hinzuziehen, um zwischen schwacher und starker Adjektivdeklination auszuwählen.
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