In den von Ihnen angeführten Sätzen fehlt am Ende in der Tat jeweils das finite Hilfsverb. In 1 ist es
sein, in 2 und 3
haben. Wichtig ist dabei, dass die entsprechenden Einheiten, in denen das konjugierte Hilfsverb nicht realisiert wird,
Nebensätze darstellen, die entweder durch Subjunktoren (wie
wie in 1 und
dass in 2) oder durch Relativpronomina (wie
die in 3) eingeleitet werden. Es geht bei Ihren Beispielen also um die
Ersparung des finiten Hilfsverbs in Verbletztstellung. Diese Erscheinung wird in der Sprachgeschichtsforschung
afinite Konstruktion genannt. Möglich ist dabei vor allem die Weglassung von
haben in den Tempora Perfekt und Plusquamperfekt, die von
sein ebenda und im Passiv, zu finden sind aber auch weitere Auslassungen, so etwa die von
sein neben prädikativen Adjektiven, vgl.:
Beispiel
1. auf daß es einst mir möge sagen,
wie grün der Wald, den ich durchschritt (Th. Storm, Beispiel in der Deutschen Syntax von Otto Behaghel, Band III, S. 489)
In 1 fehlt im fett gesetzten Teil
ist, das Kopulaverb des Prädikates
ist grün.
Zu unterscheiden ist diese Konstruktion vor allem von Auslassungen, so genannten
Ellipsen, in denen zwar ebenfalls ein finites Hilfsverb fehlt, dieses jedoch durch den Satzkontext ergänzt werden kann, vgl.:
Beispiel
2. Ich wusste nicht, dass das Buch gestern erst gelesen […] und dann verkauft wurde.
In 2 kann die durch eckige Klammern gekennzeichnete leere Stelle, die sozusagen für das finite Hilfsverb zu
gelesen gebucht ist, gefüllt werden, indem
wurde rückläufig gesetzt wird (so genannte
Rückwärtsellipse).
Für afinite Konstruktionen ist hingegen typisch, dass ihr finites Hilfsverb nicht aus dem Satzkontext ergänzt werden kann, weil es nichts gibt, worauf zurückgegriffen werden könnte. So finden wir in den von Ihnen gezeigten Beispielen immer präteritale Verbformen (
trat, ertönte, ärgerte sich, empfand), zu denen keine Hilfsverben gehören, die als Grundlage einer Ergänzung dienen könnten.
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