Mit der Frage, ob es heißen darf
alles auf Anfang und nicht heißen muss
alles auf den Anfang bewegen wir uns im Themengebiet
Artikelgebrauch. Sie nehmen an, dass der definite (bestimmte) Artikel hier obligatorisch sei. Grundsätzlich gibt es aber auch die Möglichkeit, Determination/Bestimmung nicht explizit auszudrücken. In der Dudengrammatik sprechen die Autoren diesbezüglich von "Konstruktionen ohne Artikel", gebräuchlich ist aber auch der Terminus
Nullartikel. Es gibt durchaus einige Konstruktionen, in denen der Nullartikel der Normalfall ist, beispielsweise:
Beispiel
[1]
Ohne Kaffee werde ich morgens nicht wach. (Beispiel aus der Dudengrammatik)
Beispiel
[2] Er bleibt
Junggeselle. (Beispiel aus der Dudengrammatik)
Den Verzicht auf den Artikel in Beispiel 1 erklären die Autoren der Dudengrammatik dadurch, dass dem Substantiv
Kaffee das semantische Merkmal "zählbar" fehlt; bei Beispiel 2 berufen sie sich auf die Angabe der Zugehörigkeit zu einer sozial etablierten und anerkannten Gruppe.
Zwar treffen diese Erläuterungen nicht auf das Beispiel
alles auf Anfang zu, möglicherweise könnte die Neigung zum Nullartikel hier aber dadurch erklärbar sein, dass das Wort
Anfang in Verbindung mit Zeitangaben quasi selbst die Funktion einer näheren Bestimmung übernehmen kann wie in den folgenden Beispielen:
Beispiel
[3] Zuletzt verschob sich der geplante Umzug noch einmal um ein Jahr
auf Anfang 2014. (Beispiel aus COSMAS II)
Beispiel
[4] Stadtsprecher Ralf Schmidt terminiert den Beginn nun
auf Anfang November. (Beispiel aus COSMAS II)
Den bisherigen Ausführungen konnten Sie entnehmen, dass Konstruktionen mit Nullartikel prinzipiell möglich sind. Folglich ist es nicht möglich, Ihre Frage nach dem Richtig oder Falsch im Sinne der Grammatik pauschal zu beantworten: Das grammatische System des Deutschen kennt sowohl Konstruktionen mit als auch Konstruktionen ohne Artikel. Wenn das System mehrere Möglichkeiten zulässt, ist es prinzipiell die Aufgabe der Sprachgemeinschaft, den Gebrauch zu regeln. Als Mitglied der Sprachgemeinschaft können Sie selber aufgrund Ihres richtig-vs.-falsch-Gefühls für den Gebrauch oder die Vermeidung einer Konstruktion sorgen. Es ist aber nicht möglich, die von Ihnen gefühlte Satzverstümmelung sprachsystematisch zu begründen.
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