Ihre Frage betrifft die Kongruenz von finitem Verb und Subjekt eines Satzes. Im Deutschen gilt die Regel, dass das
finite Verb eines Satzes mit dem Subjekt des Satzes hinsichtlich des Numerus übereinstimmen muss. Steht das Subjekt also im Plural, trifft dies auch das finite Verb zu. Ist hingegen das Subjekt im Singular, dann muss auch das finite Verb im Singular stehen. Um diese Regel nun anwenden zu können, muss geklärt werden, was das Subjekt in Ihrem Satz ist.
Zunächst lässt sich diesbezüglich festhalten, dass der Satz die typische Struktur eines
Kopulasatzes aufweist. Ein Kopulasatz zeichnet sich dadurch aus, dass er häufig aus dem Verb
sein besteht, welches mit einer Nominalgruppe oder einem Adjektiv auftritt, welche jeweils in Kasus und Numerus mit einem anderen Satzglied übereinstimmen und mit denen Eigenschaften einem Gegenstand oder einer Person zugeschrieben werden. Beispiele für solche Kopulasätze wären:
Beispiel
1) Daniel ist ein fleißiger Student.
2) Marie ist eine gute Lehrerin.
Die Struktur der beiden Sätze sieht jeweils so aus, dass sie mit dem Subjekt beginnen, dann das finite Verb folgt und schließlich eine Nominalgruppe im Nominativ anknüpft, die kongruent zu dem jeweiligen Subjekt ist. Diese Nominalgruppe erfüllt die Aufgabe, dem Subjekt gewisse Eigenschaften zuzuschreiben und wird als Prädikativum bezeichnet:
Beispiel
1a)
Daniel (Nominativ Singular Maskulinum) ist
ein fleißiger Student (= Nominativ Singular Maskulinum).
2a)
Marie (Nominativ Singular Femininum) ist
eine gute Lehrerin (= Nominativ Singular Femininum).
In beiden Sätzen stimmt das finite Verb ist mit dem jeweiligen Subjekt
Daniel /
Marie hinsichtlich des Numerus überein.
Analysiert man Ihren Beispielsatz auf diese Weise, dann steht man vor mehreren Schwierigkeiten:
Zunächst stellt sich die Frage, was das Subjekt des Satzes ist. In Frage kommen dafür die Wortgruppe
des Campers Fluch sowie
Regen und Besuch. Beide Wortgruppen stehen im Nominativ und können so die Funktion des Subjekts einnehmen. In der Dudengrammatik findet sich allerdings ein Testverfahren, das zur
Unterscheidung von Subjekt und Prädikativ (also der gleichgesetzten Nominalgruppe) dienen kann. Es wird vorgeschlagen das Kopulaverb durch ein anderes Verb zu ersetzen, das eine Konjunktionalgruppe verlangt, also einer mit
als eingeleiteten Wortgruppe. Dafür wird das folgende Beispiel genannt:
Beispiel
(3) [Sein größter Erfolg] war [die Erfindung der Glühbirne].
(3a) [Als sein größter Erfolg] gilt [die Erfindung der Glühbirne].
Die Nominalgruppe, die im umformulierten Satz zur Konjunktionalgruppe wird, ist das Prädikativum, die andere das Subjekt:
Beispiel
(3b)
Sein größter Erfolg [= Prädikativum] war
die Erfindung der Glühbirne [= Subjekt].
Dieses Testverfahren kann man nun auf Ihr Beispiel anwenden:
Beispiel
(4) Des Campers Fluch ist/sind Regen und Besuch
(4a) Als des Campers Fluch gilt/gelten Regen und Besuch.
Demnach ist die Wortgruppe
Regen und Besuch das Subjekt des Satzes, während
des Campers Fluch das Prädikativum ist. Da sich das finite Verb des Satzes immer nach dem Subjekt desselben richtet, stellt sich nun die Frage, in welchem Numerus das Subjekt steht, da es aus zwei Teilen besteht. Dazu gibt es drei unterschiedliche Lesarten:
1. Lesart: Die beiden Subjekte stehen jeweils im Singular. Werden zwei Subjekte aber mit
und koordiniert, dann bilden sie zusammen ein
komplexes Subjekt, bei dem zwei im Singular stehenden Subjekte zum Plural aufaddiert werden. Legt man diese Analyse zu Grunde, dann
müsste das finite Verb ebenfalls im Plural stehen und es lauten:
Beispiel
(5) Des Campers Fluch sind Regen und Besuch
Allerdings stößt man bei dieser Lesart auf ein Problem: Kopulasätze sind sogenannte
Gleichsetzungssätze. Das heißt, dass bei diesen beide Wortgruppen entweder im Singular oder im Plural stehen. In der Regel werden keine Dinge gleichgesetzt, die einen unterschiedlichen Numerus aufweisen. Eine Ausnahme dafür wäre jedoch das Beispiel:
Beispiel
(6) Besonders
Rechtschreibfehler (=Plural) waren ihm immer
ein Gräuel (=Singular). (Vgl. Dudengrammatik, Randnummer 1632)
In ihrem Beispiel würde dann das im Plural stehende Subjekt
Regen und Besuch mit dem Prädikativum
des Campers Fluch nicht hinsichtlich des Numerus übereinstimmen, da dieses im Singular steht. In der Dudengrammatik heißt es für diesen Fall, dass dann
das finite Verb in der Regel im Plural steht, wodurch sich die Wahl des Plurals verstärkt wird. (Vgl. Dudengrammatik, Randnummer 1632)
2. Lesart: In einer zweiten Lesart läge in Ihrem Beispiel eine
Koordinationsellipse vor. Koordinationsellipsen zeichnen sich dadurch aus, dass im Satz mehrfach auftretende Satzbestandteile eingespart werden könne, sofern diese hinsichtlich ihrer grammatischen Kategorien identisch sind. Rekonstruiert man Ihren Beispielsatz vor diesem Hintergrund könnte er lauten:
Beispiel
(7) Des Campers Fluch ist Regen und [des Campers Fluch ist] Besuch.
Nimmt man an, dass Ihrem Beispiel eine solche Einsparung zugrunde liegt,
dann müsste das realisierte finite Verb sich nach dem Subjekt richten, das näher an ihm dran steht. Das wäre in Ihrem Fall das Subjekt
Regen, sodass das finite Verb im Singular stehen müsste:
Beispiel
(8) Des Campers Fluch ist Regen und Besuch.
3. Lesart: Auch eine weitere Lesart würde für die Wahl des Singulars sprechen. In dieser Lesart handelt es sich bei
Regen und Besuch, um ein
Wortpaar handeln, das
formelhaft zusammengehört und eine gemeinsame Einheit ausdrückt. Beispiele in der Dudengrammatik sind dafür:
Beispiel
(9) Grund und Boden darf nicht zum Objekt wilder Spekulation werden.
(10) Krankheit und Müdigkeit macht auch Bauern fein. (F. Kafka)
Liegt ein solches zusammengehörendes Wortpaar ohne Artikel vor, dann steht das
finite Verb in der Regel im Singular. (Vgl. Dudengrammatik, Randnummer 1609)
Es lässt sich also festhalten, dass
beide Varianten aus sprachsystematischer Perspektive möglich sind. Die Wahl des Plurals lässt sich über den Gedanken erklären, dass sich zwei Subjekte im Singular zum Plural aufaddieren. Die Wahl des Singular hingegen lässt sich über die Annahme einer Koordinationsellipse begründen, bei der sich das realisierte finite Verb nach dem am nächsten stehenden Subjekt richtet, oder durch das Vorliegen eines Wortpaares, das eine Einheit bildet.
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