In Ihrer Frage geht darum, in welchem Kasus das Substantiv
Wasser stehen muss. Betrachtet man die grammatischen Verhältnisse in Ihrem Beispiel, dann bezieht sich die Wortgruppe
warmen Wasser(s) auf das Substantiv
Glas. Das Substantiv
Glas wiederum ist Teil einer
komplexen Präpositionalgruppe, die mit der Präposition
in beginnt. Diese Präposition legt fest, dass die auf sie folgende Nominalgruppe im
Dativ stehen muss, weswegen es
einem Glas heißt. Das Substantiv
Glas steht also im Dativ und hat in Ihrem Beispiel die Funktion einer
Maß- bzw. Mengenangabe. Das bedeutet, dass mit
Glas angegeben wird, wie viel warmes Wasser verwendet wird.
Warmen Wasser(s) übernimmt dabei die Funktion eines Attributs zu dem Substantiv
Glas. Solche Wortgruppen, die nach einer Maß- bzw. Mengenangabe stehen werden als
partitive Attribute bezeichnet. (Vgl. Dudengrammatik, Randnummer 1556) Mithilfe eines partitiven Attributs wird dabei immer ein
Teil einer Gesamtmenge angegeben. Das Glas enthält also nur einen Teil der Gesamtmenge an Wasser.
Für partitive Attribute gibt es im Deutschen die folgenden verschiedenen Realisierungsvarianten:
1.
partitive Apposition: Auf dem Tisch stand eine Kanne
schwarzer Kaffee.
2.
partitiver Genitiv: Auf dem Tisch stand eine Kanne
schwarzen Kaffees.
3.
präpositionale Fügungen: Auf dem Tisch stand eine Kanne
mit schwarzem Kaffee.
Aus den jeweiligen Realisierungsvarianten ergeben sich verschiedene Konsequenzen für den Kasus des partitiven Attributs.
Ad 1: Bei einer partitiven Apposition
richtet sich der Kasus der Apposition nach dem jeweiligen Bezugswort. Sie stimmen miteinander hinsichtlich des Kasus überein:
Beispiel
Auf dem Tisch stand eine
Kanne [= Nominativ]
schwarzer Kaffee [= Nominativ].
Ich schenke dir eine
Tasse [= Akkusativ]
schwarzen Kaffee [= Akkusativ] ein.
Ad 2: Beim partitiven Genitiv muss das partitive Attribut im
Genitiv stehen:
Beispiel
Auf dem Tisch stand eine Kanne
schwarzen Kaffees. [= Genitiv]
Ich schenke dir eine Tasse
schwarzen Kaffees [= Genitiv] ein.
Ad 3: Bei einer präpositionalen Fügung
richtet sich der Kasus nach dem Rektionsverhalten der Präposition. Das heißt die Präposition legt den Kasus der Nominalgruppe fest. In dem hier angeführten Beispiel fordert die Präposition
mit den Dativ, weswegen
Kaffee ebenfalls im Dativ steht.
Beispiel
Auf dem Tisch stand eine Kanne mit
schwarzem Kaffee [=Dativ].
Entsprechend müsste nun entschieden werden, ob in Ihrem Fall ein partitiver Genitiv oder eine partitive Apposition vorliegt. Dazu findet sich der Verweis, dass, wenn das
Attribut aus einem Adjektiv plus Substantiv im Singular steht, man das
Attribut als eine Apposition versteht und sich das Substantiv im Kasus nach dem Bezugswort richtet. Dieses steht in Ihrem Beispielsatz im Dativ, weswegen
Wasser entsprechend ebenfalls im Dativ stehen müsste. Interpretiert man die Wortgruppe als eine partitive Apposition, dann lautet es also:
Beispiel
einem Glas warmem Wasser
Alternativ kann man in diesem Fall jedoch auch die Wortgruppe als einen partitiven Genitiv verstehen. Dann müsste sie lauten:
Beispiel
einem Glas warmen Wassers
Das
Adjektiv müsste in diesem Fall die
starke Flexionsendung tragen, da ihm
kein Artikelwort vorangeht. Der Genitiv wird in diesem Fall jedoch heutzutage eher als gehoben empfunden.
Entsprechend sind beide von Ihnen gewählte Varianten richtig vorausgesetzt, dass die Flexion des Adjektivs bei der Wahl des Dativs angepasst wird.
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