Die Beantwortung Ihrer Frage ist Teil eines Forschungsprojekts zur Verständlichkeit von grammatischen Erklärungen. Wir bitten Sie deshalb darum, im Anschluss an die Lektüre der Antwort die Tools zur Bewertung (Fragebogen, Sternchenfunktion, Antwortoption) zu nutzen.
Ihre Grammatikfrage betrifft die
Valenz des Verbs vorbereiten. Der Terminus
Valenz bezeichnet die Fähigkeit von Verben, diejenigen Wortgruppen festzulegen, die in einem Satz vorkommen müssen, damit dieser grammatisch wohlgeformt ist. Es geht also darum, welche Mitspieler das Verb benötigt.
Die Valenz von Verben lässt sich in sogenannten
Valenzwörterbüchern nachschlagen. Zu diesen zählt E-VALBU, das Valenzwörterbuch des Instituts für Deutsche Sprache (IDS), welches Sie unter dem folgenden Link finden können:
http://hypermedia.ids-mannheim.de/evalbu/index.html
Schlägt man dort das Verb
vorbereiten nach, dann hängt die Valenz von der intendierten Bedeutung ab:
1. Jemand/etwas leistet die Arbeiten für etwas im Voraus: Bei dieser Bedeutung verlangt das Verb
vorbereiten, ein Wort oder eine Nominalgruppe im Nominativ, die angibt, wer etwas vorbereitet, sowie ein Wort oder eine Nominalgruppe im Akkusativ, mit der angegeben wird, was vorbereitet wird. Ein typischer Beispielsatz wäre:
Beispiel
„
Schweinsteiger [=Nominalgruppe im Nominativ] hat ein Tor geschossen und
die zwei Tore von Gomez [=Nominalgruppe im Akkusativ] vorbereitet.“
2. jemand/etwas übt mit jemandem, lernt jemanden an o.Ä., damit ihm etwas gelingt: Für diese Verwendungsweise werden drei Wörter bzw. Wortgruppen benötigt:
ein Wort/ eine Nominalgruppe im Nominativ, um den Vorbereitenden anzugeben
ein Wort/ eine Nominalgruppe im Akkusativ, um den Vorbereiteten anzugeben
eine Präpositionalgruppe, um dasjenige anzugeben, worauf vorbereitet wurde
Diese Verwendungsweise liegt im nachfolgenden Satz vor:
Beispiel
„
Der Lehrer [= Nominalgruppe im Nominativ] bereitet
seine Schüler [= Nominalgruppe im Akkusativ]
auf die Prüfung [= Präpositionalgruppe] vor.“
3. jemand stellt etwas bereit: Für diese Bedeutung wird einerseits ein Wort oder eine Nominalgruppe im Nominativ verwendet, die angibt, wer etwas vorbereitet und ein Wort oder eine Nominalgruppe im Akkusativ, um auszudrücken, was vorbereitet wird, wie in:
Beispiel
„
Ich [= Nominalgruppe im Nominativ] habe
den Eimer und den Lappen [=Nominalgruppen im Akkusativ] schon vorbereitet, wir können gleich anfangen zu putzen.“
4. Jemand/etwas bewirkt, dass jemand auf etwas gefasst ist: Zur Realisierung dieser Bedeutung benötigt das Verb
vorbereiten drei weitere Konstituenten:
ein Wort/ eine Nominalgruppe im Nominativ, mit der angegeben wird, wer auf etwas vorbereitet
ein Wort/ eine Nominalgruppe im Akkusativ, die ausdrückt, wer vorbereitet wird
eine Präpositionalgruppe, die angibt worauf vorbereitet wird
Ein Beispiel wäre in diesem Fall:
Beispiel
„
Die Regierung [= Nominalgruppe im Nominativ] will
die Bürger [= Nominalgruppe im Akkusativ]
auf eine Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage [Präpositionalgruppe] vorbereiten."
Es zeigt sich, dass das
Verb vorbereiten zwischen 2-3 Mitspieler im Satz verlangt. Nun unterscheidet sich ihr Beispielsatz von den zuvor angeführten dadurch, dass hier das
Verb im Passiv steht und nicht wie oben im Aktiv steht. Das hat zur Folge, dass
der Handelnde (der im Aktiv-Satz durch die Nominalgruppe im Nominativ realisiert wird)
wegfallen kann und somit nicht realisiert werden muss. Im Passiv besteht ein Satz mit dem Verb
vorbereiten demnach notwendigerweise aus einer Nominalgruppe im Nominativ, mit der angegeben wird, wer vorbereitet wurde. Diese wird in Ihrem Beispiel durch das Personalpronomen
ich realisiert. Wenn darüber hinaus die Verwendungsweise 2 oder 4 vorliegt, wird weiterhin eine Präpositionalgruppe benötigt.
Es gibt jedoch Verwendungszusammenhängen, in denen die Verwendungsweise 2 oder 4 vorliegt und dennoch auf die Nennung der Präpositionalgruppe verzichtet werden kann. Dies ist beispielsweise beim Vorliegen einer
Adjazenzellipse der Fall. Bei diesen Ellipsen handelt es sich unter anderem um
Frage-Antwort-Konstellationen, bei denen ein in der Frage genanntes Element in der darauffolgenden Antwort weggelassen werden kann, wie bspw.:
Beispiel
Sprecher A: Wohin gehst du?
Sprecher B: [Ich gehe] in die Vorlesung.
In der Antwort von Sprecher B kann sowohl auf das Subjekt des Satzes als auch auf das Prädikat verzichtet werden, weil diese durch den situativen Kontext bereits gegeben sind. Ähnlich lässt sich auch ein Konstellation mit Ihrem Beispielsatz bilden:
Beispiel
Sprecher A: Und wie geht es dir mit der Klausur?
Sprecher B: Ich bin [auf die Klausur] vorbereitet.
Auch hier kann Sprecher B auf eine Angabe verzichten, da sie aus dem entsprechenden Kontext deutlich wird.
Fazit: Demnach kann lässt sich festhalten, dass es einerseits von der Verwendungsweise abhängig ist, ob eine Präpositionalgruppe in Ihrem Beispiel gefordert wird, und andererseits davon, ob durch einen sprachlichen oder situativen Kontext die notwendigen Informationen ergänzt werden können. Prinzipiell konnte gezeigt werden, dass der Satz
Ich bin vorbereitet zumindest unter bestimmten Bedingungen vollständig ist.
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