Die Beantwortung Ihrer Frage ist Teil eines Forschungsprojekts zur Verständlichkeit von grammatischen Erklärungen. Wir bitten Sie deshalb darum, im Anschluss an die Lektüre der Antwort die Tools zur Bewertung (Fragebogen, Sternchenfunktion, Antwortoption) zu nutzen.
In Ihrer Frage geht es um den
Geltungsbereich von Negationen, welcher in der Linguistik als
Skopus bezeichnet wird. Sie haben dabei bereits richtig festgestellt, dass zwischen Satznegationen und Teilnegationen (auch: Wortgruppennegationen oder Sondernegation) unterschieden werden kann.
Bei einer Satznegation umfasst die Negation den gesamten Satz. Sie bezieht sich also auf die gesamte Aussage. Ein Beispiel dafür wäre der Satz:
Beispiel
Ich traf ihn im Café
nicht.
Hier wird die Negation mittels der Negationspartikel
nicht vorgenommen. Der Satz bedeutet so viel wie, dass es nicht der Fall ist, dass ich ihn im Café getroffen habe.
Im Gegensatz dazu kann
nicht auch als
Teilnegation verwendet werden wie im folgenden Satz:
Beispiel
Ich traf ihn
nicht im Café.
Negiert wird hier nicht notwendigerweise die Gesamtaussage, sondern es kann damit lediglich ausgesagt werden, dass der Sprecher die Person nicht an einem bestimmten Ort traf. Dies schließt aber nicht aus, dass sich die beiden Personen noch an einem anderen Ort getroffen haben können. Der Satz könnte beispielsweise wie folgt fortgeführt werden:
Beispiel
Ich traf ihn nicht im Café, sondern abends im Theater.
Es wird also nicht verneint, dass sich die Personen getroffen haben, es wird nur ein Ort für dieses Treffen ausgeschlossen. Entsprechend kann
nicht sowohl für Satz- als auch für Teilnegationen verwendet werden.
Bei
kein handelt es sich hingegen um ein sogenanntes
negatives Indefinitpronomen. Im Satz tritt es
gemeinsam mit einem Substantiv bzw. einer Nominalgruppe auf, zu dem bzw. der es in
Kongruenz steht. Das heißt, dass das Wort
kein hinsichtlich Kasus, Numerus und Genus sich an den entsprechenden Bezugsausdruck anpasst. Dadurch gehört das
kein eng mit einem anderen Wort oder einer Wortgruppe zusammen.
Sein Skopus umfasst dabei das Wort oder die Nominalgruppe, mit der es kongruent ist. Das heißt, dass
kein nicht als Satznegation, sondern
nur als Teilnegation auftritt.
Betrachten wir dazu Ihr Beispiel:
Beispiel
Wir kaufen kein Haus.
In diesem Beispielsatz steht
kein im Akkusativ Singular Neutrum ebenso wie das Substantiv
Haus. Das heißt, dass die Negation
kein kongruent zu dem Substantiv
Haus ist, auf das sie sich bezieht. In diesem Satz wird lediglich der Kauf eines Hauses verneint, was deutlich wird, wenn man ihn kontrastierend fortsetzt:
Beispiel
Wir kaufen kein Haus, sondern eine Villa.
Um Ihre weitere Frage beantworten zu können, wären wir Ihnen dankbar, wenn Sie uns mitteilen könnten, welche Ausgabe von Helbig/Buscha Sie vorliegen haben und wo genau die von Ihnen angeführten Beispiele stehen.
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