Da es sich bei einer Frage zur Satzgliedbestimmung um keinen den Sprachgebrauch betreffenden grammatischen Zweifelsfall handelt, wird hier auf unser auf Zweifelsfälle ausgerichtetes Antwortschema mit den Icons verzichtet. Wir möchten Sie dennoch bitten, unseren kurzen Fragebogen zur Bewertung unserer Antwort auszufüllen.
Zentral für die Analyse des Satzes ist das finite Verb bastelten. Dieses ist das Prädikat des Satzes. Zu ihm kongruent, d. h. hinsichtlich Person und Numerus übereinstimmend, ist die Wortgruppe die Kinder. Diese steht im Nominativ und übernimmt die Funktion des Subjekts in Ihrem Beispielsatz. Die Nominalgruppe eine Laterne übernimmt die Funktion des Akkusativobjekts. Die lässt sich daran erkennen, dass das Akkusativobjekt in einem Aktiv-Satz zum Subjekt eines Passiv-Satzes wird, was die folgende Umformulierung zeigt:
Beispiel
Eine Laterne wurde von den Kindern für den Martinsumzug am 11. November gebaut.
Nun stellt sich die Frage, welche Satzgliedfunktion die Wortgruppe für den Martinsumzug in Ihrem Beispielsatz erfüllt. Kategorial betrachtet handelt es sich bei dieser Wortgruppe um eine Präpositionalgruppe. Dies lässt sich daran erkennen, dass zu Beginn der Wortgruppe die Präposition für steht. Präpositionen sind nicht veränderbare Wörter, die immer mit einer Nominalgruppe stehen, deren Kasus sie festlegen. In der Regel können Präpositionalgruppen drei verschiedene Funktionen übernehmen:
1. Präpositionalobjekt
Präpositionalobjekte zeichnen sich wesentlich dadurch aus, dass die Präpositionalgruppe vom Verb verlangt wird. Das Verb gibt also vor, dass eine Präpositionalgruppe in dem Satz stehen muss, damit dieser grammatisch ist. Darüber hinaus legt es fest, welche Präposition die Präpositionalgruppe einleitet. Das hat zur Folge, dass sich die Präposition nicht durch andere Präpositionen austauschen lässt. Veranschaulichen wir das an einem Beispiel:
Beispiel
Ich warte auf Godot.
* Ich warte an Godot.
Das Verb warten verlangt eine Präpositionalgruppe, mit der angegeben wird, auf wen gewartet wird. Diese notwendige Konstituente wird in dem ersten Beispielsatz mit der Wortgruppe auf Godot realisiert. Da die Präposition vom Verb warten vorgegeben ist, kann sie nicht gegen eine andere ausgetauscht werden. Des Weiteren kann ein Präpositionalobjekt durch ein Pronominaladverb mit darauf folgendem Nebensatz ersetzt werden. Dies zeigt das folgende Beispiel:
Beispiel
Ich warte darauf, dass Godot kommt.
Das Wort darauf ist ein sogenanntes Pronominaladverb, welches auf den nachfolgenden Nebensatz vorausweist, mit dem angegeben wird, worauf gewartet wird.
2. Präpositionales Adverbial
Präpositionale Adverbiale zeichnen sich wie Präpositionalobjekte dadurch aus, dass sie eine Satzgliedfunktion übernehmen können. Sie sind jedoch nicht an ein spezifisches Verb gebunden. Sie verfügen über eine Eigensemantik, was zur Folge hat, dass die Präposition aus Sicht des Verbs austauschbar ist, wie bspw. in:
Beispiel
Ich warte
auf dem Sportplatz.
Ich warte
hinter dem Sportplatz.
Ich warte
vor dem Sportplatz.
Ich warte
neben dem Sportplatz.
Ein weiterer Unterschied besteht darin, dass sich Präpositionaladverbiale nicht durch ein Pronominaladverb mit darauf folgendem Nebensatz ersetzen lassen.
3. Präpositionalattribut
Präpositionale Attribute unterscheiden sich von den vorherigen zwei Funktionen dahingehend, dass sie nicht alleine satzgliedfähig sind. Sie verfügen lediglich über einen Satzgliedteilstatus, was bedeutet, dass sie Teil einer Wortgruppe sind, die wiederum eine Satzgliedfunktion hat. Dazu ein Beispiel:
Beispiel
Gestern las ich das Buch mit dem schönen Einband.
In diesem Beispielsatz liegt die Präpositionalgruppe mit dem schönen Einband vor. Sie ist Teil der Nominalgruppe das Buch. Dass diese zwei Wortgruppen zusammengehören lässt sich mithilfe der Verschiebeprobe zeigen:
Beispiel
Das Buch mit dem schönen Einband las ich gestern.
Ich las gestern das Buch mit dem schönen Einband.
* Ich las das Buch gestern mit dem schönen Einband.
* Mit dem schönen Einband las ich das Buch gestern.
Gemeinsam erfüllt die Wortgruppe das Buch mit dem schönen Einband eine Satzgliedfunktion (hier: Akkusativobjekt). Dabei bezieht sich das Präpositionalattribut auf das Substantiv Buch, welches durch das Attribut näher bestimmt wird. Das bedeutet, dass Präpositionalattribute nicht alleine im Satz verschoben werden können. Sie beziehen sich immer auf ein Substantiv, das sie näher bestimmen.
Betrachten wir vor diesem Hintergrund die Wortgruppe für den Martinsumzug. Die Präposition für kann durch andere Präpositionen ersetzt werden, wie bspw.:
Beispiel
Die Kinder bastelten eine Laterne
wegen des Martinsumzugs am 11. November.
Die Kinder bastelten eine Laterne
zum Martinsumzug am 11. November.
Außerdem ist eine Ersetzung der Präpositionalgruppe durch Pronominaladverb plus Nebensatz nicht möglich. Beide Kriterien sprechen also dafür, dass es sich bei der Wortgruppe für den Martinsumzug um ein präpositionales Adverbial handelt, mit dem ein bestimmter Zweck oder Grund angegeben werden soll.
Darüber hinaus haben Sie Recht, dass der Satz prinzipiell strukturell mehrdeutig ist aufgrund der Präpositionalgruppe am 11. November. Für diese gibt es zwei mögliche Lesarten. Zum einen kann die Funktion eines Adverbials erfüllen, mit dem ein bestimmter Zeitpunkt angegeben wird, an dem das Basteln stattfand. Diese Lesart würde besonders deutlich werden, wenn man die Präpositionalgruppe verschiebt, der Satz also bspw. lauten würde:
Beispiel
Am 11. November bastelten die Kinder eine Laterne für den Martinsumzug.
Darüber hinaus kann die Wortgruppe jedoch auch die Funktion eines Präpositionalattributs erfüllen, sie würde sich dann auf das Substantiv Martinsumzug beziehen.
Fazit: Zusammenfassend lassen sich die Satzglieder also wie folgt bestimmen:
die Kinder: Subjekt
bastelten: Prädikat
eine Laterne: Akkusativobjekt
für den Martinsumzug: Präpositionales Adverbial
am 11. November: Präpositionales Adverbial (konkreter: Temporaladverbial)
oder
für den Martinsumzug am 11. November: Präpositionales Adverbial (mit Präpositionalattribut am 11. November)
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