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Sprachsystem
Aus grammatischer Sicht haben Sie ganz Recht damit, dass
am auf jeden Fall eine Verschmelzung der Präposition
an mit dem Dativ-Artikel
dem (Maskulinum oder Neutrum) ist und keine Verschmelzung von
auf dem. Es ist jedoch eine Frage der Bedeutung des Wörtchens
an, ob man von
Leben am Mars sprechen kann oder nicht. Im Süden des deutschen Sprachraums ist
an nämlich auch mit der Bedeutung
auf gebräuchlich, was sich auf die Verschmelzung
am übertragen lässt.
An kann also auch
auf und
am kann auf dem bedeuten, wie die folgenden Dudenbeispiele zeigen.
Beispiel
Der Blumentopf steht
an der Fensterbank.
am Programm,
am Speiseplan stehen (Duden Universalwörterbuch)
Sprachvariation
Der Duden 9 („Richtiges und gutes Deutsch“) weist darauf hin, dass es schon im Mittel- und Frühneuhochdeutschen üblich war, an im Sinne von auf zu gebrauchen, d. h. auch mit der Präposition an konnte eine „Berührung von oben“ oder „das Verhältnis zu einem Ganzen als Basis“ ausgedrückt werden (vgl. Duden 9, S. 67). In dieser Bedeutung hat sich an bis heute in einigen Regionen des deutschen Sprachraums gehalten, hauptsächlich in Süddeutschland, Österreich und der Schweiz. Gleiches gilt dementsprechend für am, das in diesen Regionen auch mit der Bedeutung auf dem verwendet wird. Insofern ist gegen die Formulierung Leben am Mars grundsätzlich nichts einzuwenden, d. h. sie ist nicht „falsch“ – sie ist lediglich nicht überall im deutschsprachigen Raum gebräuchlich.
Sprachgebrauch
Eine Recherche im digitalen Zeitungstextarchiv des Instituts für Deutsche Sprache bestätigt die Einschätzung, dass am am ehesten in Süddeutschland und Österreich mit der Bedeutung auf dem verwendet wird. Startet man dort eine Suche nach „Leben am Mars“, so erhält man 15 Treffer, deren nördlichster aus den Nürnberger Nachrichten stammt. Sucht man dagegen nach „Leben auf dem Mars“, kommt man auf 386 Treffer aus allen Regionen des deutschen Sprachraums (hier ist das St. Galler Tagblatt ebenso vertreten wie die Salzburger Nachrichten oder die Hamburger Morgenpost). In den gängigen Tageszeitungen wird also in etwa 96 % der Fälle vom Leben auf dem Mars gesprochen und in nur 4 % der Fälle vom Leben am Mars.
Führt man die gleiche Suche mit Hilfe der Suchmaschine Google durch, so ist der Unterschied zwischen beiden Varianten ein wenig geringer: Für Leben auf dem Mars finden sich hier 79.000 Belege (= 89 %), für Leben am Mars aber immerhin auch 9.780 Belege (= 11 %).
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