Die Beantwortung Ihrer Frage ist Teil eines Forschungsprojekts zur Verständlichkeit von grammatischen Erklärungen. Wir bitten Sie deshalb darum, im Anschluss an die Lektüre der Antwort die Tools zur Bewertung (Fragebogen, Sternchenfunktion, Antwortoption) zu nutzen.
Sprachsystem
Grundsätzlich gibt es im Deutschen kein allumfassendes Set von Regeln, die das Genus (das grammatische Geschlecht) eines Substantivs festlegen würden. In manchen Fällen kann man etwa durch die Bedeutung oder die Lautstruktur eines Substantivs relativ gut vorhersagen, welches Genus es hat, aber oftmals ist am Substantiv an sich nicht abzulesen, ob es ein Maskulinum, ein Femininum oder ein Neutrum ist (z. B. heißt es der Löffel, die Gabel und das Messer, obwohl all diese Dinge zum Wortfeld „Besteck“ gehören). Letztlich entscheiden also die Sprachbenutzer über das Genus eines Substantivs. Kommentar ist mit seinen verschiedenen Bedeutungsnuancen im Duden-Universalwörterbuch ausschließlich mit dem Genus Maskulinum verzeichnet, d. h. in der deutschen Standardsprache heißt es der Kommentar.
Sprachgeschichte
Der Duden führt das Wort Kommentar zurück auf (liber) commentarius („Notizbuch“), was im Lateinischen ebenfalls ein Maskulinum ist. Dass Wörter, die aus dem Lateinischen ins Deutsche übernommen wurden, durchaus nicht immer auch ihr Genus „mitbringen“ müssen, sieht man z. B. an murus (mask.) – „die Mauer“ (fem.), jedoch ist das Genus bei „fach- und bildungssprachlichen Entlehnungen aus den klassischen Sprachen“ gewöhnlich bewahrt geblieben (vgl. Dudengrammatik, § 256).
Sprachgebrauch
Eine Untersuchung mit Hilfe von COSMAS II, dem digitalen Zeitungstextarchiv des Instituts für Deutsche Sprache, erweckt allerdings den Eindruck, dass in manchen Bereichen des deutschen Sprachgebiets auch
das Kommentar nicht unüblich ist – vor allem in Österreich und der Schweiz.
Beispiel
Das Kommentar beschäftigt sich mit der Vorbildwirkung der heimischen Sportförderung und deren Anwendungsmöglichkeiten im Kulturbereich (Niederösterreichische Nachrichten, 22.12.2009,
Kommentar im Sinne von „kritische Stellungsnahme zu einem aktuellen Ereignis oder Thema (in Presse, Rundfunk o. Ä.)“, vgl. duden.de)
Das Kommentar der Jury zum Projekt: „Ohne falschen Ehrgeiz geben die Verfasser dem ‚Gewöhnlichen‘ stets den Vorzug gegenüber dem ‚Besonderen‘, ohne dabei Anonymität zu erzeugen.“ (St. Galler Tagblatt, 16.06.2010)
Dennoch überwiegt – zumindest in den Zeitungstexten – auch in diesen Regionen sowie in der BRD die Verwendung von
der Kommentar bei Weitem.
Beispiel
Wenig schmeichelhaft fällt erwartungsgemäß auch
der Kommentar von ÖVP-Bürgermeister Herbert Schrittwieser zum Schily-Abgang aus (Niederösterreichische Nachrichten, 29.12.2009)
Der Kommentar aus St. Gallen fällt daher etwas weniger überraschend aus: „Es wäre unseriös, hier Stellung zu beziehen. Die ganze Studie erscheint uns leicht fragwürdig“ (St. Galler Tagblatt, 01.06.2010)
Der Kommentar von Niedersachsens Agrarminister Hans-Heinrich Ehlen zu den jüngsten personalpolitischen Veränderungen in Berlin klingt nicht erfreut, sondern verärgert (Hannoversche Allgemeine, 19.01.2010)
War diese Antwort hilfreich für Sie? Wie gehen Sie damit um?
Helfen Sie unserem Forschungsteam von der Universität Gießen dabei herauszufinden, wie eine solche Grammatik benutzt wird, welche Erläuterungen interessant sind und wie Sie damit umgehen. Durch die Beantwortung unseres Fragebogens tragen Sie dazu bei, die Qualität unserer Antworten und die Qualität von Grammatiken zu verbessern!
Umfrage öffnen
Lesezeichen