Die Beantwortung Ihrer Frage ist Teil eines Forschungsprojekts zur Verständlichkeit von grammatischen Erklärungen. Wir bitten Sie deshalb darum, im Anschluss an die Lektüre der Antwort die Tools zur Bewertung (Fragebogen, Sternchenfunktion, Antwortoption) zu nutzen.
Ihre Frage berührt mehrere grammatische Phänomenbereiche, die ineinander übergreifen: Zunächst muss das Rektionsverhalten der Präposition „in“, anschließend die Verschmelzung von Präpositionen und Artikeln beleuchtet werden. Schließlich muss die Rolle des Hauptmerkmalträgers in Nominalgruppen herangezogen werden, um die von Ihnen konstruierten Beispiele aufzulösen.
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In Ihrer Frage geht es zunächst um die Verbindung der Präposition „in“ mit dem Possessivpronomen- bzw. artikel „sein“. Präpositionen regieren (fordern) prototypisch einen Kasus – das heißt, die Nominalgruppe, die mit der Präposition verbunden werden soll, muss in einem bestimmten Kasus stehen. Diese typische Eigenschaft von Präpositionen, den Kasus der auf sie folgenden Nominalgruppe festzulegen, nennt sich „Rektion“.
In Ihren konstruierten Teilen von Präpositionalgruppen…In seinem…ist der regierte Kasus (Dativ) jeweils markiert. Im ersten Beispiel „In seinem“ übernimmt der Possessivartikel „sein“ die Funktion, den Kasus anzuzeigen („-(e)m“ als Flexionsmorphem für den Dativ Singular maskulinum). In Ihrer zweiten Konstruktion „im seinen“ ist das Dativ-m bereits im Artikel realisiert. Dabei handelt es sich um eine Verschmelzung von der Präposition „in“ und dem definiten Artikel im Dativ „dem“:
Im seinen
in + dem => imIn einer Nominalgruppe/ Präpositionalgruppe des Deutschen wird der Kasus nach dem Prinzip der Monoflexion meist nur einmal angezeigt. Ein Element der Nominalgruppe/ Präpositionalgruppe übernimmt als Hauptmerkmalträger diese Funktion der Kasusmarkierung. In der Regel übernimmt diese Aufgabe der definite (bestimmte) Artikel (Beispiel I und Beispiel IV). Der definite Artikel kann auch, wie oben bereits beschrieben, mit einer Präposition verschmolzen sein (Beispiel III). Wenn es keinen definiten Artikel in der Präpositional-/Nominalgruppe gibt, übernimmt ein anderes Element der Wortgruppe dessen Aufgabe: Dabei kann es sich beispielsweise um ein Adjektivattribut (Beispiel II) oder ein Possessivpronomen (Beispiel V und VI) handeln.
Beispiel
I. der schnelle Mann
II. schneller Mann
III. im Haus
IV. in dem Haus
V. seinem Haus
VI. in seinem Haus
In Ihrer Formulierung „im seinen“ ist die Präposition „in“ mit dem definiten Artikel verschmolzen und an ein Possessivpronomen gereiht. Da mit einem definiten Artikel eine Nominalgruppe bereits ausreichend determiniert ist, ist es nicht üblich, auf diesen ein weiteres Artikelwort (bspw. einen Possessivartikel) folgende zu lassen.
Beispiel
*im seinen Haus
*in dem seinen Haus
(Die mit * markierten Beispiele sind grammatisch nicht wohlgeformt und standardsprachlich nicht anerkannt.)
Fazit:
Abschließend kann man bezüglich Ihrer Frage festhalten, dass man in Anbetracht der Präpositionalrektion von „in“ und des Prinzips der Monoflexion in der von Ihnen formulierten Präpositionalgruppe im Dativ „in seinem (+Substantiv im Dativ)“ und nicht „im seinen“ schreiben würde.
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