In Ihrer Frage wird thematisiert, inwieweit der Konjunktiv bei einer Redewidergabe erforderlich ist. Sie haben bereits die beiden folgenden Varianten angegeben:
1. Der Interviewte äußerte, das Ziel bestehe darin, dass der Schüler erkenne, dass Physik überall in seinem Alltag wiederzufinden sei.
2. Der Interviewte äußerte, das Ziel bestehe darin, dass der Schüler erkennt, dass Physik überall in seinem Alltag wiederzufinden ist.
Zunächst ist die Satzstruktur näher zu beschreiben. Die Teilsätze „das Ziel bestehe darin“, „dass der Schüler erkenne“ und „dass Physik überall in seinem Alltag wiederzufinden sei“ sind abhängig von der Einleitung „der Interviewte äußerte“. Die folgenden dass-Sätze sind dem Teilsatz „das Ziel bestehe darin“ untergeordnet. Zudem ist der zweite dass-Satz „dass Physik überall in seinem Alltag wiederzufinden sei“ dem vorangehenden Teilsatz untergeordnet. Alle Teilsätze sind direkt oder indirekt dem Hauptsatz „der Interviewte äußerte“, untergeordnet, durch den bereits markiert wird, dass es sich um eine Redewidergabe handelt. Mit „äußerte“ liegt ein Verb des Sagens vor, auf welchen Teilsätze folgen, die den Inhalt des Gesagten wiedergeben. Es handelt sich folglich laut der Dudengrammatik (Duden Band 4) um eine
abhängige indirekte Rede. In der ersten Variante folgt konsequent der Konjunktiv, in der zweiten Variante hingegen folgen auf eine Konjunktivform („bestehe“) zwei Indikative („erkennt“ und „ist“). Laut §764 der Dudengrammatik kommt es bei der abhängigen indirekten Rede bereits zu Schwankungen bezüglich des Modus. Demnach ist die Wahl zwischen Indikativ und Konjunktiv abhängig von der Satzform und dem übergeordneten Prädikat:
a) Der Bäcker hat gestern meiner Tochter gesagt, dass er sie leider enttäuschen müsse/ muss. (Beispiel aus der Dudengrammatik)
b) Auf ihre Frage, was er denn damit meine/ meint, hat er geantwortet, er sei doch nicht der Weihnachtsmann. (Beispiel aus der Dudengrammatik)
Beispiel b) zeigt, dass bei einem uneingeleiteten Nebensatz wie „er sei doch nicht der Weihnachtsmann“ oder „das Ziel bestehe darin“ tendenziell der Konjunktiv steht, um die Redewidergabe deutlich zu machen. Bei dass-Sätzen in Abhängigkeit von Verben des Sagens wird die Redewidergabe anscheinend durch die Satzform impliziert, weshalb es hier zu Schwankungen kommt. In Beispiel a) werden diese Schwankungen aufgezeigt, da sowohl der Indikativ als auch der Konjunktiv als mögliche Varianten angegeben werden.
Zu Schwankungen von Indikativ und Konjunktiv können Sie zudem folgende Grammatikfrage heranziehen:
https://grammatikfragen.de/showthrea...prefixid=modus
In Bezug auf Ihr Beispiel bedeutet dies, dass Sie in der Wahl des Modus letztlich frei sind, da durch die Einleitung „Der Interviewte äußerte“ die Redewidergabe bereits markiert wird.
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