Ihre Frage betrifft den Bereich der
Satzgliedbestimmung. Dazu haben Sie vier Beispiele angeführt, welche nacheinander erläutert werden. Prinzipiell ist anzumerken, dass die Frageprobe, welche Sie angewendet haben, nicht immer zu einem zuverlässigen Ergebnis führt. Daher wird im Verlauf auf andere linguistische Lösungsstrategien zurückgegriffen. Es muss ebenfalls darauf hingewiesen werden, dass die schulgrammatische Satzgliedanalyse, welche neben dem Prädikat die Satzglieder Subjekt, Objekt, Attribute und Adverbiale benennt, nicht immer greift. Es gibt auch Satzglieder im Deutschen, auf welche die schulgrammatische Satzgliedanalyse nicht zutrifft, so beispielsweise bei Partikeln:
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Nun sollen die Satzglieder in Ihren Beispielsätzen bestimmt werden.
1. Die Schüler hören auf zu schwätzen.
Für diesen Beispiel haben Sie problematisiert, um welches Satzglied es sich bei
zu schwätzen handelt. Rein Formal handelt es sich dabei zunächst um einen sogenannten
zu-Infinitiv. Im Deutschen gibt es Verben, welche einen solchen zu-Infinitiv
regieren (fordern) können. Auch das Verb
aufhören gehört zu dieser Kategorie. Das Duden-Universalwörterbuch (DUW) gibt für das Verb
aufhören unter anderem folgenden Satzbauplan an:
Aufhören + zu-Infinitiv: Ende des Monats höre ich auf zu arbeiten.
Laut Dudengrammatik (Duden Band 4) besitzt ein Satz nur ein finites (gebeugtes) Verb, alle anderen Verbformen müssen jedoch infinit sein. Der zu-Infinitiv stellt eine infinite Form dar. In diesem Fall spricht man laut Dudengrammatik von einem
Verbalkomplex, da hier mehrere Verbformen das Prädikat eines Satzes realisieren. Somit ist
zu arbeiten Bestandteil des Prädikats
höre auf.
2. Die Aufführung spottete jeder Beschreibung
In diesem Beispiel thematisieren Sie den Kasus der Wortgruppe
jeder Beschreibung. Das Duden-Universalwörterbuch verzeichnet unter dem Eintrag
spotten, dass dieses Verb ein Objekt im Dativ fordert. Allerdings sei diese Verwendung häufiger in der gehobenen Sprache zu finden, da sich im Sprachgebrauch die Wendung
spotten über zunehmend durchsetzt. Die Ersatzprobe belegt, dass es sich bei
jeder Beschreibung um ein
Dativobjekt handelt:
Die Aufführung spottete jeder Beschreibung.
Die Aufführung spottete dem Veranstalter.
Der Mann spottete dem Jungen.
3. Er legt ihm die Hand auf die Schulter.
In diesem Beispiel ist die Satzgliedbestimmung der Wortgruppe
auf die Schulter problematisch. Die Dudengrammatik führt unter §1513 genau dieses Beispiel mit folgender Struktur an:
Subjekt + Dativobjekt + Akkusativobjekt + Lokaladverbial. Diese Struktur soll nun auf Ihr Beispiel übertragen werden:
ErSubj. legt ihmDativobj. die HandAkkusativobj. auf die SchulterLokaladverbial.
Präpositionalobjekte besitzen die Eigenschaft, dass die Präposition vom Verb vorgegeben ist und nicht ausgetauscht werden kann. Im Fall von Adverbialen hingegen kann die Präposition ersetzt werden:
Er legt ihm die Hand an die Wange.
Er legt ihm die Hand hinter das Ohr.
Außerdem können Adverbiale häufig durch Adverbien ersetzt werden. Dies dient ebenfalls der Abgrenzung von Adverbialen und Präpositionalobjekten:
Er legt ihm die Hand dorthin.
Er legt ihm die Hand darauf.
Die Proben zeigen, dass es sich bei
auf die Schulter um ein Lokaladverbial handelt. Da eine Richtung angegeben wird, kann man auch von einem
Richtungsadverbial (Direktiv) sprechen.
4. Die Direktorin verschob den Wandertag auf nächste Woche.
Zu Problemen führt in dieser Frage die Wortgruppe
auf nächste Woche. Hierzu haben Sie vorgeschlagen, dass es sich um ein temporales Adverbial handelt. Zunächst ist festzuhalten, dass laut dem Duden-Universalwörterbuch das Verb
verschieben unter anderem mit der Präposition
auf stehen kann:
eine Arbeit auf später verschieben; seine Reise ist auf nächste Woche verschoben worden (DUW)
Jedoch sind darüber hinaus auch andere Präpositionen möglich:
Der Vorstellungsbeginn verschiebt sich um einige Minuten. (DUW)
Zwar kann das Verb
verschieben mit mehreren Präpositionen vorkommen, jedoch verschiebt sich die Semantik je nach Präposition. Während
verschieben auf einen Zeitpunkt angibt, so wird mit
verschieben um eine Zeitspanne ausgedrückt. Demnach ist davon auszugehen, dass eine enge Verbindung zwischen Präposition und Verb vorliegt, sodass in Ihrem Beispiel mit
auf nächste Woche ein
Präpositionalobjekt vorliegt.
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