Wie ich auf die Frage gestoßen bin:
Durch unterschiedlichen Sprachgebrauch
Mit folgendem Nachschlagewerk versuchte ich dieser Frage auf den Grund zu gehen:
Internet
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Durch unterschiedlichen Sprachgebrauch
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Die Beantwortung Ihrer Frage ist Teil eines Forschungsprojekts zur Verständlichkeit von grammatischen Erklärungen. Wir bitten Sie deshalb darum, im Anschluss an die Lektüre der Antwort die Tools zur Bewertung (Fragebogen, Sternchenfunktion, Antwortoption) zu nutzen.
Ihre Frage wurde im Rahmen eines Seminars an der JLU Gießen von Christina Bartel beantwortet.
Sprachsystem
Bei den beiden Aussagen Hast du etwas zu schreiben oder Hast du etwas zum Schreiben handelt es sich um zwei unterschiedliche grammatische Konstruktionen. Bei zu schreiben handelt es sich um einen Infinitiv des Verbs, während es sich bei zum Schreiben um eine Präpositionalgruppe handelt. Beide Möglichkeiten sind grammatikalisch korrekt, führen im konkreten Fall aber möglicherweise zu einem Bedeutungsunterschied.
Bei der ersten Variante hat zu die Funktion den Infinitiv (schreiben) an das übergeordnete Prädikat (haben) anzuschließen und ist Teil des zu-Infinitivs. Bei der zweiten Variante zum Schreiben als Präpositionalgruppe ist zum eine Zusammensetzung (Verschmelzung) aus der Präposition zu und dem bestimmten Artikel dem. Der Präposition zu folgt in diesem Fall eine Nominalgruppe. Das heißt, das Verb Schreiben ist nominalisiert (was an der Großschreibung erkennbar ist) und Teil einer Nominalgruppe.
Nicht in allen Kontexten können beide Varianten verwendet werden. Außerdem können diese mit einem Bedeutungsunterschied einhergehen. Um herauszufinden, welche der beiden Varianten funktioniert, müssen die Funktionen des zu-Infinitivs und der Präpositionalgruppe mit zu näher betrachtet werden. Das geschieht im Folgenden mit Hilfe einschlägiger Beispiele.
INFINITIV mit zu
Der Infinitiv mit zu tritt in zwei Varianten auf:
(1) Infinitivkonstruktion
Beispiel
Ich habe es satt, [Hausaufgaben zu machen]
* Ich habe es satt, Hausaufgaben zum machen
Es ist unbequem, [auf dem Boden zu schlafen].
*Es ist unbequem, auf dem Boden zum schlafen.
Das Sternchen kennzeichnet jeweils, dass ein Satz ungrammatisch ist. Wie wir sehen, ist in diesem Beispiel nur die Variante mit Infinitivkonstruktion möglich, nicht aber mit Präpositionalgruppe.
Es handelt sich bei einem Satz mit einem vorhandenen Infinitiv um eine Infinitivkonstruktion, sobald es Nebensatzstatus hat. Erkennbar daran, dass hier jeweils zwei Teilsätze mit zwei Prädikaten (satt haben; zu machen / ist; zu schlafen) vorhanden sind.
Die Infinitivkonstruktionen haben in den beiden Beispielen die Funktion eines Subjekts:
Beispiel
Hausaufgaben zu machen, habe ich satt. = Das habe ich satt.
Auf dem Boden zu schlafen, ist unbequem. = Das ist unbequem.
Diese Funktion kommt für eine Präpositionalgruppe nicht in Frage.
(2) Infinitiv mit nur einem Prädikat
Beispiel
Ich habe etwas zu erledigen. (= Ich muss etwas erledigen)
Du hast mir nichts vorzuschreiben. (= Du darfst mir nicht vorschreiben)
Hier ist der zu-Infinitiv kein Nebensatz, sondern wir haben in diesem Beispiel einen Satz mit einem sogenannten Halbmodal. Die Beispiele illustrieren die Verwandtschaft mit Modalverben.
In diesem Sinne ist die Variante
Beispiel
Hast du etwas zu schreiben?
ein Satz mit Halbmodal im Sinne von
Beispiel
Musst du etws schreiben?
PRÄPOSITIONALGRUPPE
Die Präpositionalgruppe besteht meist aus aus der Präposition, die diese Gruppe einleitet, und dem Nomen. In dem Beispiel Ich habe nichts zum Schreiben aus dem nominalisierten Verb. Präpositionalphrasen können im Satz unterschiedliche Funktionen haben.
(1) Präpositionalgruppe als Satzglied
Beispiel
Kommst du mit zum Laufen?
* Kommst du mit zu laufen?
Hier bildet die Präpositionalgruppe eine Direktivergänzung:
Beispiel
Kommst du mit dorthin?
Eine solche Satzgliedfunktion kann eine Infinitivkonstruktion nicht übernehmen.
(2) Präpositionalgruppe als Attribut
Beispiel
Ich finde nichts zum Anziehen
* Ich finde nichts zu anziehen
Findet sich hier niemand zum Spielen?
Hast du etwas zum Trinken?
Hier hat die Präpositionalgruppe die Funktion als Attribut. In der Regel wird nach einem Indefinitpronomen immer die Präpositionalgruppe gewählt.
In diesem Sinne ist in der Variante
zum Schreiben Präpositionalattribut zu etwas.
Wenn man nun die beiden Sätze Hast du etwas zu schreiben? und Hast du etwas zum Schreiben? genauer betrachtet, so sind zwar beide Varianten korrekt, haben aber eine unterschiedliche Bedeutung. Die erste Variante mit dem zu-Infinitiv, dem Prädikat, ist eine Frage nach der Tätigkeit:
Beispiel
Musst du etwas schreiben? Hast du /eine Hausarbeit, eine Prüfung, […]/ zu schreiben?
Die zweite Variante währenddessen ist eine Frage nach einem Schreibutensil:
Beispiel
Kannst du mir etwas zum Schreiben geben? Hast du einen Füller, einen Stift; […] zum Schreiben?
So gibt es also Kontexte, die eine verbale Konstruktion verlangen wie auch Kontexte, der lediglich eine nominale Konstruktion folgen kann. In einigen Fällen sind beide Varianten möglich. Dies muss in jedem Kontext neu entschieden werden, indem entschieden wird, ob es sich um einen der beiden Infinitivmöglichkeiten handelt oder um eine Art der Präpositionalgruppen. Neben der formalen Einordnung der Varianten verbaler Infinitiv vs. Präpositionalgruppe muss auch die funktionale Seite berücksichtigt werden, wenn man die Restriktionen bezüglich der Verwendung der Varianten verstehen will.
"Was ist richtig: hast du etwas zu oder zum schreiben?"
Hast du etwas zu schreiben? = Musst du etwas schreiben?
Hast du etwas zum Schreiben? = Dürfte ich bitte deinen Kugelschreiber benützen?
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