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Thema: Wie ist es richtig: Bitte keine Werbung und kostenlose Zeitungen einwerfen oder Bitte keine Werbung und kostenlosen Zeitungen einwerfen. Danke

  1. #1
    Unregistriert Gast

    Standard Wie ist es richtig: Bitte keine Werbung und kostenlose Zeitungen einwerfen oder Bitte keine Werbung und kostenlosen Zeitungen einwerfen. Danke

    Wie ich auf die Frage gestoßen bin:
    Möchte einen Aufkleber für den Briefkasten machen

  2. #2
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    Gießen
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    Standard Adjektivflexion nach Koordinationsellipse

    Die Beantwortung Ihrer Frage ist Teil eines Forschungsprojekts zur Verständlichkeit von grammatischen Erklärungen. Wir bitten Sie deshalb darum, im Anschluss an die Lektüre der Antwort die Tools zur Bewertung (Fragebogen, Sternchenfunktion, Antwortoption) zu nutzen.

    Sprachsystem

    In ihrer Frage geht es darum zu entscheiden, in welchem Fall die starke und in welchem Fall die schwache Adjektivflexion zu wählen ist. Ein vergleichbares Beispiel finden Sie hier: http://www.grammatikfragen.de/showth...gruppenflexion

    Dabei ist zur Beantwortung zunächst relevant, dass im Deutschen zwischen starker und schwacher Flexion unterschieden wird. Je nach Flexionsmuster weist das Adjektiv dann unterschiedliche Endungen auf, wie die folgende Tabelle exemplarisch zeigt:

    Schwache Flexion Starke Flexion
    Nominativ Plural kostenlosen kostenlose
    Genitiv Plural kostenlosen kostenloser
    Dativ Plural kostenlosen kostenlosen
    Akkusativ Plural kostenlosen kostenlose

    Welche Flexionsart zu wählen ist, hängt vom syntaktischen Umfeld ab, in dem das Wort auftritt. Ein Adjektiv wird immer dann stark flektiert, wenn es der Hauptmerkmalträger einer Nominalgruppe ist. Hauptmerkmalträger ist immer dasjenige Wort in einer Nominalgruppe, das am weitesten links steht und an dem sich die grammatischen Merkmale eindeutig ablesen lassen.

    Die Beantwortung der sich nun stellenden Frage, ob kostenlos in Ihrem Beispielsatz Hauptmerkmalträger ist, ist nicht ganz leicht, da in Ihrem Beispielsatz eine Koordinationsellipse vorliegt. Koordinationsellipsen sind Einsparungen gleichartiger Satzbestandteile innerhalb eines Satzes. Ein Beispiel dafür wäre:

    Beispiel


    (1) Anna lernt fleißig und Anna wird bestimmt gut in der Klausur abschneiden.
    (2) Anna lernt fleißig und […] wird bestimmt gut in der Klausur abschneiden.


    Hier wurde im zweiten Beispielsatz das Subjekt einmal eingespart, da durch den 1. Hauptsatz ersichtlich ist, wer das Subjekt im 2. Hauptsatz ist. Ähnlich funktioniert auch hier Beispielsatz:

    Beispiel


    (1) Bitte keine Werbung und kostenlose(n) Zeitungen einwerfen.
    (2) Bitte keine Werbung und [keine] kostenlose(n) Zeitungen einwerfen.


    Sie haben in dem von Ihnen gewählten Beispielsatz 1 das zweite keine eingespart, da es hier eine oberflächliche Ähnlichkeit zu dem ersten Auftreten von keine gibt. Dabei ist es fraglich, ob eine Koordinationsellipse überhaupt möglich ist, da sich das Auftreten von keine in beiden Teilsätzen hinsichtlich der grammatischen Kategorien unterscheidet:

    Beispiel


    (1) Bitte keine (= Akkusativ Singular Femininum)Werbung einwerfen.
    (2) Bitte keine (= Akkusativ Plural Femininum) kostenlose(n) Zeitungen einwerfen.


    In der Dudengrammatik heißt es hierzu explizit, dass die Einsparung in Ihrem Beispielsatz nicht möglich ist. (Vgl. Dudengrammatik, Randnummer 1418) Demnach müsste der Satz zunächst einmal lauten:

    Beispiel

    Bitte keine Werbung und keine kostenlose(n) Zeitungen einwerfen.


    Dabei muss an dieser Stelle gesagt werden, dass die Dudengrammatik bezüglich dieser Thematik zwar zu Recht auf ein Problem bei der Einsparung hinweist, sie allerdings zu präskriptiv ist und den Sprachgebrauch nicht in angemessener Weise wiederspiegelt. (Vgl. dazu den Abschnitt „Sprachgebrauch“)

    Folgt man der Dudengrammatik jedoch in dieser Einschätzung, dann ist das Wort keine das am weitesten linksstehende Wort in der Nominalgruppe und es ist somit der Hauptmerkmalträger, an dem sich alle grammatischen Merkmale ablesen lassen können müssen. Das auf ihn folgende Adjektiv wird dann i.d.R. schwach flektiert, vorausgesetzt man stuft kein als Artikelwort ein. (Vgl. Duden 9, S. 513) Demnach wäre die folgende Variante zu wählen:

    Beispiel

    Bitte keine Werbung und keine kostenlosen Zeitungen einwerfen.


    Nimmt man hingegen an, dass das keine im zweiten Teilsatz eingespart werden kann, dann müsste das Adjektiv schwach flektiert werden. Keine wäre dann, obwohl es nicht realisiert ist, der Hauptmerkmalträger der Nominalgruppe und die grammatischen Merkmale müssen an dem Adjektiv kostenlos nicht explizit markiert werden. Demnach wäre dann die folgende Variante zu wählen:

    Beispiel

    Bitte keine Werbung und kostenlosen Zeitungen einwerfen.


     

    Sprachgebrauch


    Eine Stichprobe des Sprachgebrauchs soll an dieser Stelle Auskunft darüber geben, wie Sprachbenutzer mit dieser Problematik umgehen.

    Die Sprachgebrauchsdaten werden mit dem wissenschaftlich fundierten Recherchesystem des Instituts für deutsche Sprache Mannheim CosmasII erhoben und durch Googlebefunde ergänzt. Die ergänzende Googlesuche ist notwendig, da in der Textsammlung des IdS (DeReKo = Deutsches Referenzkorpus), obwohl diese inzwischen 24 Milliarden Wortformen umfasst, die gefragten Varianten häufig nur relativ selten vorkommen. Bei Google finden sich häufig deutlich mehr Treffer, die Zahlen sind aber aus den folgenden beiden Gründen mit Vorsicht zu genießen:

    1. Google unterscheidet nicht zwischen "echten" Sprachgebrauchstreffern und metasprachlichen Diskussionen. Die Frage zu downgeloadet/gedownloadet in unserem Forum bspw. ist auch ein Treffer bei Google. Insgesamt betrachtet machen die metasprachlichen Diskussionen aber in aller Regel den deutlich geringeren Anteil an den Gesamttreffern aus.

    2. Google bemüht sich um personalisierte und schnelle Suchergebnisse, die Treffergenauigkeit steht hier also nicht im Vordergrund.
    Dennoch - und deshalb wird hier trotz der genannten Einschränkungen auf Google zurückgegriffen - lassen sich doch Eindrücke über allgemeine Gebrauchstendenzen gewinnen.

    Untersucht man mit diesen Einschränkungen den Sprachgebrauch zeigen sich keine signifikanten Trefferzahlen bei Cosmas II. Während sich allerdings im Duden 9 und in der Dudengrammatik klare Regeln zu ihrem Beispielsatz finden lassen, zeigt sich bei einer Stichprobe mit Google, dass im Sprachgebrauch fast alle Varianten nahezu gleichberechtigt nebeneinander auftreten. Lediglich die Variante keine Werbung und keine kostenlose Zeitungen einwerfen tritt vergleichsweise selten auf. Dies zeigt die folgende Tabelle:

    Google
    keine Werbung und kostenlose Zeitungen einwerfen ca. 1.510 Treffer
    keine Werbung und kostenlosen Zeitungen einwerfen ca. 1.580 Treffer
    keine Werbung und keine kostenlosen Zeitungen einwerfen ca. 1.570 Treffer
    keine Werbung und keine kostenlose Zeitungen einwerfen ca. 4 Treffer

    Auffallend ist, dass es relativ hohe Trefferzahlen für die Variante keine Werbung und kostenlose Zeitungen einwerfen gibt. Bei dieser weicht die Norm im Sprachgebrauch vom System ab. Während nach dem Sprachsystem das Adjektiv schwach flektiert werden müsste, zeigt sich, dass im Sprachgebrauch auch die starke Flexion von den Sprachbenutzern als korrekt anerkannt wird. Dies könnte zum einen damit erklärt werden, dass das Wort kein zwischen Artikelwort und Adjektiv steht, was zur Folge hat, dass die Flexion des nachfolgenden Wortes nicht immer klar ist. (Vgl. Dudengrammatik, Randnummer 1526) Ein weiterer Erklärungsversuch könnte darin bestehen, dass sich die Adjektivflexion nach elliptischem Artikelwort anders verhält als bei einem nicht elliptischen, sodass das Adjektiv in diesem Fall stark flektiert werden könnte. Möglicherweise begünstigen diese Faktoren die Wahl einer Variante, die zunächst im Konflikt mit dem Sprachsystem steht.
     


    Fazit: Demnach sind die folgenden drei Varianten im Sprachgebrauch üblich, auch wenn die Variante 1 vom Sprachsystem abweicht:

    Beispiel


    (1) keine Werbung und kostenlose Zeitungen einwerfen
    (2) keine Werbung und kostenlosen Zeitungen einwerfen
    (3) keine Werbung und keine kostenlosen Zeitungen einwerfen


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  3. #3
    Unregistriert Carlo Gast

    Standard keine kostenlose ( n) Zeitungen ?

    Ich bin nicht besonders gut in der dt. Grammatik, aber ich denke, es muss immer heißen:
    " keine kostenlose Zeitungen- " denn es heißt doch auch : 2 kostenlose Zeitungen - somit ist auch - keine 2 kostenlose Zeitungen - richtig? Hier steht nur das Substantiv Zeitungen im Plural - nicht das Adjektiv, denn die 2 vor den kostenlosen Zeitungen ist identisch mit keine.

    Jetzt heißt es aber im Plural:: Die kostenlosen Zeitungen! Dagegen aber: Ich kaufe 2 kostenlose Zeitungen.!
    Ersetze ich also den Artikel durch eine Zahl oder ein hinweisendes Fürwort wie: mein - dein - oder kein , dann sollte m. M. nach das folgende Adjektiv im Singular stehen. ( Das sind deine kostenlose Zeitungen )
    Für mich heißt es somit: Ich möchte keine kostenlose Zeitungen in meinem Briefkasten haben.
    Aber das ist doch alles nicht so wichtig -und für mich mehr Wortklauberei.

  4. #4
    Unregistriert Gast

    Standard "Kein" ist ein unbestimmter Artikel

    Das ist keine Wortklauberei : "Zwei" ist im Gegensatz zu "Kein" kein unbestimmter Artikel.
    Ich hätte gerne zwei kostenlose Zeitungen - ist richtig. Aber ich hätte gerne keine kostenlosen Zeitungen - ist wegen des Artikels mit dem "n" korrekt.
    Damit ist "zwei" keinesfalls identisch mit "kein".

    Anderes Beispiel: Es sind zwei nette Eltern.
    Es sind meine netten Eltern. Oder: Es sind keine netten Eltern.
    Ohne Artikel fehlt das "n" - und auch ein unbestimmter (kein) oder progressiver (meine) Artikel ist nunmal ein Artikel.
    Also, wie oben richtig ausgeführt sollte es korrekt "Keine kostenlose Werbung und keine kostenlosen Zeitungen einwerfen".

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