In Ihrer Frage thematisieren Sie, inwieweit die Wiederholung des Pronomens
uns im folgenden Beispielsatz korrekt ist:
Wir freuen uns darauf, uns Ihrer Sache zu widmen.
Besonders an diesem Beispiel ist, dass laut dem Duden-Universalwörterbuch (DUW) zwei reflexive Verben vorliegen. Das Verb
widmen kann mit einem Reflexivum verwendet werden, tritt jedoch auch ohne auf:
Sie hat die Erstausgabe handschriftlich ihrem Ehemann gewidmet. (Beispiel aus dem DUW)
Sie widmet sich ganz ihrem Beruf. (Beispiel aus dem DUW)
Du musst dich den Gästen widmen. (Beispiel aus dem DUW)
Laut dem elektronischen Valenzwörterbuch (E-Valbu) liegt in Ihrem Beispiel die reflexive Lesart des Verbs
widmen zugrunde, wie der folgende Eintrag zeigt:
Jemand widmet sich etwas; im Sinne von: jemand kümmert sich um etwas; opfert seine Zeit, seiner Kraft, seine Arbeit usw. für jemanden/etwas
Amtsleiterin Gerda G. wird sich nun ganz ihrer Familie, ihren Hunden und den Bienen widmen.
Auch in Ihrem Beispiel wird das Verb
widmen in dem Sinne verwenden, dass sich einer Sache angenommen wird. Hingegen wird die nichtreflexive Variante von
widmen umschrieben mit
jemand ehrt jemanden mit etwas, was für Ihr Beispiel nicht zutrifft.
Das Verb
freuen wird hingegen ausschließlich reflexiv gebraucht:
Wir freuen uns auf den Ausflug. (Beispiel aus dem DUW)
Nun ist sowohl im Hauptsatz als auch im Nebensatz das Reflexivum
uns realisiert. Durch die Form des Nebensatzes
uns Ihrer Sache zu widmen wird jedoch das Subjekt
wir nicht zweimal realisiert. Der Nebensatz wird in dem Beispiel nämlich als
Infinitivsatz mit einem zu-Infinitiv (
zu widmen) realisiert. Die folgenden Beispiele zeigen, dass das Subjekt im Infinitivsatz nicht genannt wird:
Wir widmen uns Ihrer Sache. – Wir versprechen, uns Ihrer Sache zu widmen.
Wir freuen uns auf den Ausflug. – Wir versprechen, uns auf den Ausflug zu freuen.
Die Beispiele zeigen aber sehr deutlich, dass das Reflexivum im Nebensatz nicht wegfällt, auch wenn das Subjekt nicht genannt wird:
Wir versprechen, uns Ihrer Sache zu widmen.
*Wir sprechen, Ihrer Sache zu widmen.
Wir freuen uns, uns Ihrer Sache zu widmen.
*Wir freuen uns, Ihrer Sache zu widmen.
Ob nun der einleitende Hauptsatz selbst ein reflexives Verb besitzt oder nicht, nimmt keinen Einfluss darauf, ob das Reflexivum im Infinitivsatz realisiert wird. Es kann demnach festgehalten werden, dass das Reflexivum obligatorischer Bestandteil des Nebensatzes ist, das Subjekt im Nebensatz jedoch nicht realisiert wird.
Nachdem nun die Form des Nebensatzes sowie die beiden reflexiven Verben in Ihrem Beispiel betrachtet wurden, soll nun die Form des Reflexivums im Nebensatz beleuchtet werden. Allgemein ist festzuhalten, dass es mit dem Subjekt in Hinblick auf Person und Numerus übereinstimmt. Dies nennt man auch
Kongruenz. Nun haben Sie für Ihr Beispiel neben dem Reflexivum
uns auch das Reflexivum
sich vorgeschlagen. Laut Dudengrammatik (Duden Band 4) lautet das Reflexivum für die 3. Person im Singular und Plural
sich:
Er freut sich.
Sie freuen sich.
Alle anderen Formen für die 1. und 2. Person im Singular und Plural sind mit den Formen des Personalpronomens im Akkusativ identisch (
wir – uns;
ich – mich;
du – dich;
ihr – euch):
Du freust dich.
Wir freuen uns.
Ihr freut euch.
In Ihrem Beispiel wird im Infinitivsatz das Subjekt nicht benannt, jedoch gilt für den Nebensatz das gleiche Subjekt wie für den Hauptsatz. Die Umformulierung in einen dass-Satz zeigt dies deutlich, da in einem dass-Satz ein Subjekt realisiert werden muss:
Wir freuen uns darauf, uns Ihrer Sache zu widmen.
Wir freuen uns darauf, dass wir uns Ihrer Sache widmen.
Da das Subjekt in Ihrem Beispiel in der 1. Person Plural steht, kommt für das Reflexivum nur die Form
uns infrage:
Wir widmen uns Ihrer Sache.
Sie widmen sich Ihrer Sache.
*Wir widmen sich Ihrer Sache.
Möglicherweise wirkt der Nebensatz deshalb merkwürdig auf Sie, da das Reflexivum vorhanden ist, das Subjekt jedoch nicht explizit genannt wird, sondern durch den Hauptsatz quasi mitgedacht wird. Der Infinitivsatz ist jedoch korrekt gebildet und auch der Anschluss mit
uns entspricht den grammatischen Merkmalen des Subjektes Ihres Satzes.
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