Wie ich auf die Frage gestoßen bin:
Im Arbeitsalltag
Ich suche einen Spezialist oder Ich suche einen Spezialisten?
--> was ist korrekt?
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Ich suche einen Spezialist oder Ich suche einen Spezialisten?
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Sprachsystem
Bei Ihrem Zweifelsfall, ob der Akkusativ Singular für das Substantiv den Spezialisten oder den Spezialist lautet, geht es um die Frage, ob Spezialist schwach oder stark flektiert (=dekliniert, gebeugt) wird.
Die schwache Flexion ist dadurch gekennzeichnet, dass in allen Kasus außer im Nominativ Singular die Endung –en/-n auftritt.
Singular Plural Nominativ der Mensch die Mensch-en Genitiv des Mensch-en der Mensch-en Dativ dem Mensch-en den Mensch-en Akkusativ den Mensch-en die Mensch-en
Die starke Flexion besitzt die Endung –en/-n lediglich im Dativ Plural. Der Genitiv Singular endet auf –es/-s, der Nominativ Plural auf –e/-er.
Singular Plural Nominativ der Tag die Tag-e Genitiv des Tag-[e]s der Tag-e Dativ dem Tag[-e] den Tag-en Akkusativ den Tag die Tag-e
Laut Dudengrammatik gehört das Substantiv Spezialist der schwachen Flexionsklasse an, da es folgende, für die schwache Flexionsklasse notwendige Merkmale aufweist:
- das Substantiv ist ein Maskulinum, also ein männliches Substantiv,
- das Substantiv bildet den Plural mit –n oder –en,
- das Substantiv bezeichnet ein Lebewesen, also eine Person oder ein Tier (z. B. der Prinz, der Bär).
Demnach sieht das Flexionsmuster für Spezialist wie folgt aus:
Singular Plural Nominativ der Spezialist die Spezialist -en Genitiv des Spezialist -en der Spezialist -en Dativ dem Spezialist -en den Spezialist -en Akkusativ den Spezialist -en die Spezialist -en
Folglich müsste es aus sprachsystematischer Sicht also Ich suche einen Spezialisten heißen.
Sprachgeschichte
Besonders bei den schwachen Maskulina macht sich derzeit die allgemeine Tendenz zum Abbau von Flexionsendungen bemerkbar. Während es früher noch heißen musste Die Prinzessin küsst den Prinzen, hört und liest man heute zunehmend so etwas wie Die Prinzessin küsst den Prinz_. Das hängt offenbar damit zusammen, dass manche Sprecher/Schreiber meinen, der Kasus (in diesem Fall der Akkusativ) werde durch den Artikel (den) ausreichend deutlich, so dass die zusätzliche Kasusendung am Substantiv „doppelt gemoppelt“ und damit überflüssig sei (Tendenz zur Monoflexion, d. h., dass der gemeinsame Kasus innerhalb einer Wortgruppe nur einmal ausgedrückt wird). Insofern werden heute auch Konstruktionen wie den Prinz immer seltener als Fehler erkannt und bewertet.
Sprachgebrauch
Im Fall von Spezialist ist dieser Schwund der Flexionsendung –en für Akkusativ Singular noch nicht so stark ausgeprägt, was eine Korpusrecherche zeigt.
Cosmas II einen Spezialisten 886 352.000 ein Spezialist 5 17.500
Der Anteil von einen Spezialist in den bundesdeutschen Zeitungen des IDS-Korpus, die den standardsprachlichen Gebrauch widerspiegeln, ist verschwindend gering: Nur fünfmal ist diese Variante dort belegt (= 0,6 % gegenüber 99,4 % bei einen Spezialisten).
Gibt man die betreffenden Varianten dagegen bei Google ein, so schneidet einen Spezialist besser ab: 17.500 Funde sind dort verzeichnet, was gegenüber der Variante mit Flexionsendung jedoch auch nur knapp 4,7 % ausmacht.
Fazit: Wenn Sie also auf der sicheren Seite sein wollen, empfehlen wir Ihnen die standardsprachliche üblichere Variante mit Flexionsendung (also einen Spezialisten), vor allem weil sich der Abbau der Flexionsendung anscheinend in Ihrem Fall noch nicht so stark durchgesetzt hat.
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