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In Ihrem Kommentar geht es um den Zusammenhang von Redewiedergabe, Interpunktion und Verbmodus. Meist werden im Deutschen zwei Arten der Redewiedergabe unterschieden:
Die direkte Redewiedergabe
Bei der direkten Wiedergabe, wird eine Aussage
wortwörtlich wiedergegeben, da es bspw. auf den genauen Wortlaut ankommt. Dazu wird die
sprechende Person benannt, ein
Doppelpunkt gesetzt und das Gesagte wörtlich in
Anführungsstrichen wiedergegeben. Die Interpunktion ist dabei durch die folgenden Regeln des Amtlichen Regelwerks festgelegt:
„Mit dem Doppelpunkt kündigt man an, dass etwas Weiterführendes folgt. Dies betrifft wörtlich wiedergegebene Äußerungen oder Textstellen, wenn der Begleitsatz oder ein Teil von ihm vorausgeht.“ (Amtliches Regelwerk; §81)
„Mit Anführungszeichen schließt man etwas wörtlich Wiedergegebenes ein.“ (Amtliches Regelwerk; §89)
Ein
redeeinleitendes Verb ist dabei
optional:
Beispiel
Meine Schwester (sagt): „Das ist falsch!“
Die indirekte Redewiedergabe
Die indirekte Redewiedergabe unterscheidet sich von der direkten dahingehend, dass eine ursprüngliche Äußerung
nicht wörtlich wiedergegeben wird. Stattdessen wird über verschiedene sprachliche Mittel deutlich gemacht, dass hier die Position eines anderen dargestellt wird, wobei der Sprecher eine Außenperspektive zur Äußerung einnimmt. Formal besteht die indirekte Rede in einem Satz mit
redeeinleitendem Verb, bei dem zusätzlich der Sprecher genannt wird. An diesen Satz wird ein
Nebensatz angeschlossen, der formal unterschiedlich realisiert werden kann und die Äußerung einer dritten Person wiedergibt. Da der Inhalt der Äußerung als Nebensatz wiedergegeben wird, steht in der Regel vor diesem ein Komma.
Darüber hinaus kann der
Konjunktiv verwendet werden, um die indirekte Rede deutlich zu machen. Sobald jedoch ein redeeinleitendes Verb vorliegt oder durch andere grammatische Konstruktionen deutlich wird, dass hier eine Rede wiedergegeben wird, kann auf den Konjunktiv verzichtet werden. Der Beispielsatz könnte in der indirekten Rede entsprechend lauten:
Beispiel
Meine Schwester schreibt, dass es falsch sei.
Meine Schwester schreibt, dass es falsch ist.
Häufig werden indirekte Rede und direkte Rede einander so gegenübergestellt, als gäbe es entweder nur das eine oder das andere. Im folgendem soll diesem Verständnis jedoch eine andere Sichtweise gegenübergestellt werden, nämlich die, dass
indirekte Rede und direkte Rede zwei Pole eines Kontinuums darstellen, bei dem es fließende Übergänge gibt. Dieses Kontinuum basiert darauf, dass es verschiedene Mittel zum Ausdruck von Indirektheit gibt und diese miteinander kombiniert werden können, sie aber auch alleine auftreten. Die wichtigsten
Indirektheitsmittel sind dabei:
- Redeeinleitende Verben: Es gibt verschiedene Verben, die prototypisch ausdrücken, dass es sich um eine Redewiedergabe handelt. Beispiele dafür wären: sagen, berichten, meinen, denken, etc.
- Nebensatz: Häufig wird in einem Nebensatz der Inhalt der Rede ausgedrückt. Auf orthographischer Ebene gilt dann zu berücksichtigen, dass ein Komma gesetzt werden muss.
- Konjunktiv: Der Verbmodus Konjunktiv kann zur Redewiedergabe verwendet werden.
- Verschiebung der Personendeixis: Die Personendeixis ist eine besondere Form von deiktischen Ausdrücken. Letztere zeichnen sich dadurch aus, dass sie auf Einheiten referieren, die in einer konkreten Sprechsituation vorhanden sind. Personendeixis meint dabei konkret jene Wörter, mit denen man in der Sprechsituation auf Personen verweist, wozu u.a. die Personalpronomen (ich, du, er, sie, es, wir, ihr, sie) gehören. Auf wen sich diese Wörter beziehen, kann nur in einer konkreten Sprechsituation ausfindig gemacht werden. Bei der Redewiedergabe verschiebt sich dabei die Verwendung dieser deiktischen Ausdrücke. Betrachten wir dazu ein Beispiel:
Beispiel
Peter: „Ich komme gleich.“
Peter sagt, er kommt gleich.
In der ersten Variante dieses Satzes wird bei der direkten Redewiedergabe das Personalpronomen ich verwendet, mit dem der Sprecher Peter auf sich selbst verweist. In der zweiten, indirekteren Variante hingegen wird das Pronomen in der dritten Person (er) verwendet, um den Bezug zu Peter weiterhin aufrecht zu erhallten.
Betrachten wir vor diesem Hintergrund den folgenden Satz:
Beispiel
Peter sagt, dass er gegen 12 nach Hause komme.
Bei diesem Satz liegen alle vier der oben erläuterten Indirektheitsmittel vor: Bei dem Verb
sagen handelt es sich um ein sogenanntes redeeinleitendes Verb, das signalisiert, dass jetzt die Position von jemand anderem widergegeben wird. Der darauf folgende Nebensatz drückt dann aus, was Peter gesagt hat. Zudem steht das Verb
kommen im Nebensatz im Konjunktiv, was ebenfalls das Vorliegen einer Redewiedergabe signalisiert. Außerdem wird statt des Personalpronomens in der ersten Person (
ich) das Pronomen in der dritten Person (
er) verwendet. Damit wäre dieser Satz eher dem Pol der indirekten Rede zuzuordnen.
Häufig reicht für die kommunikative Absicht, eine fremde Rede wiederzugeben, sich nur eines Teils dieser Mittel zu bedienen. So könnte man bspw. auch schreiben:
Beispiel
Peter sagt, er kommt gegen 12 nach Hause.
Da durch das redeeinleitende Verb
sagen und die Verschiebung der Personendeixis bereits hinreichend deutlich wird, dass eine Redewiedergabe vorliegt, kann auf andere Indirektheitsmittel verzichtet werden. So ist dieser Satz weniger stark dem Pol der indirekten Redewiedergabe zuzuordnen als der vorherige.
Zur Veranschaulichung soll nun noch ein weiterer Beispielsatz betrachtet werden:
Der erste Satz scheint zunächst dem Aufbau einer direkten Redewiedergabe zu gleichen, da der Sprecher einer Aussage benannt wird und ein Doppelpunkt folgt. Das Verb
abstreiten ist jedoch schon kein prototypisches redeeinleitendes Verb, da auf dieses in der Regel keine Form der direkten oder indirekten Rede folgt, wie der folgende Satz zeigt:
Beispiel
Er stritt jede Beteiligung daran ab.
Da hier kein prototypisches redeeinleitendes Verb vorliegt, könnte der Sprachbenutzer sich in dem Satz, der den Inhalt der Redewiedergabe artikuliert, für den Konjunktiv entschieden haben, um besonders zu betonen, dass hier eine Redewiedergabe erfolgt. Da die Redewiedergabe jedoch nicht als Nebensatz formuliert wird, scheint hier auch die Möglichkeit zu bestehen, einen Doppelpunkt zu setzen.
Betrachten wir nun das Ausgangsbeispiel:
Beispiel
Obwohl meine Germanistikschwester schreibt: das sei falsch.
In diesem Beispiel findet die Redeeinleitung in einem Nebensatz statt, der mit
obwohl eingeleitet wird und dessen Hauptsatz der vorherige Teilsatz ist. In ihm wird der Sprecher (
meine Germanistikschwester) und ein redeeinleitendes Verb (
schreiben) genannt. Die Setzung des Doppelpunkts scheint hier notwendig, da der angeschlossene Satz zwar eine indirekte Redewiedergabe ist, was durch den Konjunktiv gekennzeichnet ist, er sich aber nicht syntaktisch an den vorherigen Teilsatz anpasst, sondern wie ein selbstständiger Satz funktioniert. Würde man den zweiten Nebensatz syntaktisch anpassen, lautete dieser nämlich:
Beispiel
Obwohl meine Grammatikschwester schreibt, dass es falsch sei.
Da der Satz aber in dieser Formulierung kein Nebensatz ist, wie es zu erwarten wäre, sondern Hauptsatzstellung aufweist, erscheint es hier
möglich einen Doppelpunkt zu setzen, um anzuzeigen, dass der
nachfolgende Satz syntaktisch selbstständig ist. Der
Konjunktiv kann in diesem Fall zusätzlich gewählt werden, um die Redewiedergabe zu kennzeichnen, ist aber aufgrund des prototypischen redeeinleitenden Verbs
schreiben nicht zwingend notwendig.
Vor dem Hintergrund der hier diskutierten Aspekte wären also u. a. folgende Varianten möglich. Sie sind sortiert absteigend vom Pol der direkten Rede hin zur indirekten Rede.
Beispiel
Obwohl meine Germanistikschwester schreibt: „Das ist falsch.“
Obwohl meine Germanistikschwester schreibt: das sei falsch.
Obwohl meine Germanistikschwester schreibt, dass es falsch ist.
Obwohl meine Germanistikschwester schreibt, dass es falsch sei.
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