In einem Satz hängen die einzelnen Bestandteile von einem
Valenzträger, dem Prädikat ab und werden von ihm gefordert. Diese
Abhängigkeit bezeichnet man als
Valenz. Nach der Anzahl von Mitspielern, die ein Prädikat fordert, wird dessen
Wertigkeit bestimmt. Es gibt ein-, zwei- und mehrwertige Verben. Dazu ein paar Beispiele:
Das Verb
leben ist
einwertig. Es fordert ein Subjekt, also den Handelnden (Agens), um auf die Frage zu antworten; „Wer lebt?“:
Ich (Subjekt – Wer?) lebe.
Verben wie z.B.
loben fordern
zwei Mitspieler. Einmal das Agens (Wer lobt?, Subjekt) und ein Akkusativobjekt (Wen lobe ich?). Dieses Akkusativobjekt benennt den Empfänger der Handlung (Rezipient):
Ich (Agens, Subjekt) lobe
Peter (Rezipient, Akkusativobjekt).
Einige Verben fordern neben dem Agens zwei Objekte. Sie sind also
dreiwertig. Dazu zählen unter anderem Verben des Gebens und Zeigens, die ein Dativ- und ein Akkusativobjekt fordern. Der Rezipient wird bei solchen Verben durch das Dativobjekt realisiert. Das Akkusativobjekt benennt das Patiens, also die Person oder Sache, die von der Handlung betroffen ist.
Ich (Agens) schenke
dir (Dativ, Rezipient)
ein Buch (Akkusativ, Patiens).
Welche Anzahl an Mitspielern ein Verb fordert und in welchem Kasus diese stehen, kann in einem Valenzwörterbuch nachgeschlagen werden. Ich beziehe mich im Folgenden auf das
elektronische Valenzwörterbuch deutscher Verben (E-VAL BU) des Instituts für deutsche Sprache.
Ihr Zweifelsfall kommt vermutlich daher, dass es zwei Möglichkeiten der Valenz des Verbs
versichern gibt.
Variante 1:
Das Verb
versichern fordert das
Agens im Nominativ als Subjekt des Satzes und das
Patiens im Akkusativ. Außerdem kann noch der
Rezipient als
fakultative Ergänzung im Dativ dazukommen. Folgende Beispiele sollen die Verwendung von versichern verdeutlichen:
Beispiel
Jemand (Agens, Nominativ) versichert
jemandem (Rezipient, Dativ)
etwas (Patiens, Akkusativ).
Der Lehrer (Nominativ) versichert
den Schülern (Dativ)
seine Hilfe (Akkusativ).
Variante 2:
Bei dieser Variante fordert
versichern ebenfalls den
Agens im Nominativ. Allerdings verlangt es den
Rezipienten im Akkusativ und das
Patiens im Genitiv. Hierbei handelt es sich um eine stilistisch markierte Form, also eine Redeweise, die eher gehoben oder besonders betont wirkt:
Beispiel
Jemand (Agens, Nominativ) versichert
jemanden (Rezipient, Akkusativ)
etwas (Patiens, Genitiv).
Markus (Nominativ) versichert
seine Frau (Akkusativ)
seiner Liebe (Genitiv).
In Ihrem Beispiel ist „das Amt“ das Agens des Satzes. Da „versichern“ in einem Infinitivsatz steht, wird das Subjekt aus dem Hauptsatz übernommen. Der Rezipient wird durch „der Botschaft der Musterrepublik“ realisiert und das Patiens durch „seine(r) Hochachtung“.
Bei der Anwendung von Variante 1 in einer vereinfachten Konstruktion lautet der Satz:
Das Amt (Nominativ) versichert
der Musterrepublik (Dativobjekt)
seine Hochachtung (Akkusativobjekt).
Bei der Verwendung von Variante 2 steht der Rezipient im Akkusativ. Aus „
der Botschaft der Musterrepublik“ (Dativ) wird also „
die Botschaft der Musterrepublik“ (Akkusativ). Das Patiens steht im Genitiv („seiner Hochachtung“). Wiederum in einer vereinfachten Konstruktion lautet der Satz:
Das Amt (Nominativ) versichert
die Musterrepublik (Akkusativobjekt)
seiner Hochachtung (Genitivobjekt).
Bettet man diese Varianten nun in die Infinitivkonstruktion ein, ergeben sich folgende Möglichkeiten:
Variante 1:
Das Amt benutzt diesen Anlass, der Botschaft der Musterrepublik erneut seine Hochachtung zu versichern.
Variante 2:
Das Amt benutzt diesen Anlass, die Botschaft der Musterrepublik erneut seiner Hochachtung zu versichern.
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